Lippenleserin fordert mehr Untertitel

Gehörlose und TV

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Zum Tag der Gehörlosen, der in diesem Jahr am 25. September begangen wurde, sprach sich eine Lippenleserin für eine Eins-zu-eins-Untertitelung von Nachrichten im Fernsehen aus. »Es sollte jede Nachrichtensendung, egal auf welchem Programm, mit Gebärdensprache sein«, sagte Julia Probst im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Ansicht der 34-Jährigen, die bei der Fußball-WM 2014 bekannt wurde, weil sie twitterte, was Joachim Löw seiner Nationalelf zurief, sollte auch jede Bundestagsdebatte mit Gebärdensprache und Untertitel gesendet werden. Bisher geschehe dies nur für die Kerndebattenzeit. »Das ist so, als würde man Hörenden einfach während einer Sitzung den Ton ausdrehen.« Das derzeit diskutierte Bundesteilhabegesetz sieht die Referentin des Vorstands beim Gehörlosenverband Hamburg kritisch. »Es ist ein Spargesetz, weil es die Rechte von Menschen mit Behinderung massiv einschränkt.« Sie selbst ärgere sich, wenn Leute sich wundern, dass sie sprechen könne. »Die allermeisten Gehörlosen können sprechen, die meisten wollen es aber nicht, weil sie ihre eigene Stimme nicht mögen und zudem die Gebärdensprache als Muttersprache haben«, betonte Probst. Am meisten tue ihr aber das Vorurteil weh, dass Gehörlose zurückgeblieben seien. »Das ist nicht der Fall, denn Gehörlosen wird durch die schlechte Schulpolitik der Zugang zum normalen Erwerb von Bildung entzogen.«

In Deutschland leben 80 000 gehörlose Menschen. Der Tag der Gehörlosen am letzten Sonntag im September soll auf ihre Belange aufmerksam machen. dpa/nd

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