Geistige Nahrung im Roten Jahrzehnt

Uwe Sonnenberg berichtet über den linken Buchhandel in Westdeutschland in den 1970er Jahren

Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zeigte die Zollverwaltung Potsdam in einer Ausstellung literarische »Konterbande«, die bei der Postkontrolle oder der Einreise von Bundesbürgern in die DDR beschlagnahmt worden war. Die Kriterien, nach denen man diese oder jene Literatur eingezogen hatte, waren recht fragwürdig. Unter den Exponaten befand sich Ernesto Cardenals Buch »In Kuba«, geschrieben auf Bitte Fidel Castros und erschienen im Wuppertaler Peter-Hammer-Verlag. Das Buch war überdies, woran Fidel großes Interesse hatte, weltweit aufgelegt worden. Auf meine Intervention hin reagierte der durch die Ausstellung führende Zolloffizier verärgert mit dem Ausspruch: »Du wirst mir nicht erzählen wollen, dass in der Bundesrepublik ein Buch erscheint, das nicht antisozialistisch ist!«

Dieser Ausspruch, verblüffend und dumm zugleich, kam mir wieder in den Sinn, als ich das Buch von Uwe Sonnenberg las. Schade, dass es damals ei...


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