Und wenn’s nur einer wäre!

Der Schriftsteller Günter de Bruyn wird 90

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Ins Abseits? Noch immer haftet solcher Bewegungsrichtung der Makel der Flucht an. Wer sich zurücknimmt, verlässt die Mitte, und Mitte wird gern als Ort wahrer menschlicher Bestimmung behauptet. Mitte ist die Herrschaft der abgesicherten Moral. Dort stehen die Wühltische des kollektiven Unbewussten: Jeder findet genau das, was ihn schützt, umsorgt, aufhebt, wärmt. Mitte, das ist Selbstgewissheit durch den Personenschutz der vielen um einen herum. Selbsterhebung durch Eingemeindung. Der märkische Autor Günter de Bruyn versucht sein Leben lang etwas anderes.

»Zwischenbilanz« und »Vierzig Jahre« heißen seine Erinnerungsbücher. Der Romancier versteht sich darin als ein »berufsmäßiger Lügner«, der übt, »die Wahrheit zu sagen - er verspricht, was er sagt, ehrlich zu sagen; alles zu sagen, verspricht er nicht«. Mitunter ist es in beiden Büchern, als führe ein Schwermütiger das letzte große Selbstgespräch. Aber gerade den Schwermütigen wird ja g...


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