Im Kreißsaal mit Sirup und Tee

In Bolivien war die Müttersterblichkeit bisher besonders hoch. Seit man dort aber auf traditionelle Praktiken vertraut, verschwindet das Problem. Das Modell könnte Schule machen

Das Baby, das sich seit Stunden ankündigt, will doch noch nicht kommen. Was tun? Unter einer gedimmt warmen Krankenhauslampe schauen sich eine Hebamme, ein Arzt, eine schwangere Frau und deren Mutter fragend in die Gesichter. Abwarten? Weiter drücken? Noch eine Massage? Der werdenden Mutter steht eine seltene Mischung aus Todesangst und Geborgenheit in ihr verschwitztes Gesicht geschrieben. Je länger die Geburt dauert, desto gefährlicher wird es. Und es ist schon fast ein Tag vergangen, seit sie ins Krankenhaus kam. Mehr als 4000 Meter über dem Meeresspiegel, in den bolivianischen Anden, kann so eine Verzögerung schnell tödlich sein.

Durch einen mehrschichtigen Rock geschützt, der bis zu den Knöcheln reicht, liegt sie auf dem Bett, klammert sich an die Pfosten des dunklen Holzbetts. Immerhin lebt sie noch. Eigentlich wäre die junge Frau lieber auf ihrem eigenen Bett daheim geblieben, wie so viele aymarastämmige Frauen vom Land. Ab...


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