Fahrt durch den Warnowtunnel noch teurer

Wegen der unzureichenden Auslastung will der private Betreiber die Gebühren weiter erhöhen

  • Fabian Lambeck, Rostock
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Der Rostocker Warnowtunnel gerät erneut in die Schlagzeilen. Die Betreibergesellschaft plant, die Gebühr für die Durchfahrt von PKW auf 2,80 Euro zu erhöhen. Die Tarife für Lkw und Busse, die aber eine kleine Minderheit der Tunnelnutzer stellen, sollen sinken. Das Schweriner Verkehrsministerium als zuständige Aufsichtsbehörde muss noch zustimmen.

Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 sorgt Deutschlands erstes privat finanziertes Straßenbauprojekt für Negativ-Schlagzeilen. »Warnow-Tunnel in Rostock pleite?« - hieß es in einem NDR-Beitrag ein Jahr nach Eröffnung der 790 Meter langen Betonröhre unter der Warnow. Grund für die damalige finanzielle Schieflage der Betreiber war die geringe Auslastung. Nur 8500 Durchfahrten pro Tag - viel zu wenig, um den Investoren eine schnelle Amortisierung ihrer Kosten zu ermöglichen. Gebaut und betrieben wird die Betonröhre von dem australischen Logistik-Konzern ETI-Maquarie und der französischen Bouygues Travaux SA. Ein Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank finanzierte das Pilotprojekt. Kooperationen der öffentlichen Hand mit privaten Investoren sollten künftig auch Straßenbauprojekte umfassen. Der Tunnel unter der Warnow wäre sonst vielleicht nie gebaut worden. Der Konzessionsvertrag sah vor, dass der Bau bei einer Maut von 1,50 DM refinanziert werden kann. Mittlerweile beträgt die Gebühr bis zu 2,50 Euro. Diese Fehlkalkulation beruhte auf offenbar geschöntem Zahlenmaterial, mit dem die Tunnelbefürworter arbeiteten, um den vordringlichen Bedarf zu rechtfertigen; ignoriert wurden etwa Entlastungseffekte durch den Bau der Ostsee-Autobahn. Ursprüngliche Planungen gingen von bis zu 40 000 täglichen Nutzern aus. Im Laufe der Jahre fuhr man diese Prognosen auf 20 000 zurück. Der momentane Rekord liegt bei nur 15 000 Durchfahrten während der Hanse Sail, einem maritimen Großereignis mit mehreren hunderttausend Besuchern. Die Warnowquerungs-GmbH (WQG) geriet folgerichtig in Schwierigkeiten. Um die Insolvenz abzuwenden, entschloss man sich zu einem radikalen Schritt. Ursprünglich sah der Vertrag mit der Stadt Rostock vor, dass die Konzession der WQG nach 30 Jahren auslaufen sollte. Danach wäre die Hansestadt der Betreiber geworden. Doch die Financiers des Projektes setzten die Bürgerschaft unter Druck, eine längere Laufzeit des Konzessionsvertrages bis zum Jahr 2053 zu genehmigen. Die Bürgerschaft stimmte zähneknirschend zu, denn der Stadt bleibt keine andere Wahl. Laut Steffen Bockhahn von der Rostocker Linkspartei müsste die Stadt im Falle einer Insolvenz den Betrieb des Tunnels übernehmen, dürfe allerdings keine Maut erheben. Die Hansestadt ist hoch verschuld...

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