Vögel unter Spannung

Strommasten nur schleppend verändert

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.
Nicht nur die Europäische Kommission und die Stromkunden sind unzufrieden mit den Energiekonzernen, die die Hoch- und Mitttelspannungs-Verbundnetze betreiben. Auch die Vogelschützer haben handfeste Kritik vorzubringen. Denn nach wie vor sterben vor allem große Vögel wie Eulen, Greifvögel und Störche durch Stromschlag an ungesicherten Mittelspannungsmasten. Deutschlandweit muss noch mindestens mit 350 000 gefährlichen Masten gerechnet werden, wie aus den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) hervorgeht. Aus Sicht der Umweltverbände NABU und EGE messen die Energiewirtschaft und Umweltminister dem Problem zu wenig Bedeutung bei, obwohl der Gesetzgeber bis 2012 die Umrüstung aller vogelgefährlichen Strommasten vorschreibt. An bestimmten Konstruktionen von Mittelspannungsmasten können Vögel durch Berührung spannungsführender Teile Erd- oder Kurzschlüsse verursachen und tödlich verunglücken. Obwohl längst technische Lösungen für die vogelschutzkonforme Konstruktion neuer und das Nachrüsten alter Masten entwickelt wurden, gibt es noch gefährliche Mastkonstruktionen und Seilanordnungen von Mittelspannungsleitungen. Der im Jahr 2002 neu in das Bundesnaturschutzgesetz aufgenommene Paragraph 53 »Vogelschutz an Energiefreileitungen« soll diese Gefahr bis 2012 für alle Vögel beseitigen. NABU-Präsident Olaf Tschimpke kritisiert, dass sich die Naturschutzbehörden der Länder nicht genug um die Durchsetzung dieser Vorschrift bemühten. Nach rund der Hälfte der zehnjährigen Umsetzungsfrist, hat die EGE die Umweltminister der Länder nach dem Stand der Umrüstung vogelgefährlicher Masten befragt. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Erst wenige Länder haben überhaupt schon eine annähernde Vorstellung von der Zahl ihrer noch umzurüstenden Masten. Meist gebe es Umrüstung nur in Vogelschutzgebieten. (ND)
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