Wenn die Großtrappe bei der Balz laut pupst

Ein touristischer Führer zum Nationalpark und zu den Naturparks und Biosphärenreservaten

Am Stechlinsee zelten, im Liepnitzsee baden, an der Elbe radeln, im Schlaubetal wandern, im Spreewald paddeln oder Tiere im Wildpark Schorfheide ansehen - das haben viele schon getan. Längst nicht jeder weiß, dass er damit das eine oder andere der 15 Großschutzgebiete im Land Brandenburg besucht hat. Sie sind wirklich sehenswert, die Naturparks, Biosphärenreservate und der Nationalpark Unteres Odertal; aber auch ausgedehnt. Darum kann ein Führer zu diesen Landschaften mit Tipps und Telefonnummern für Ausflügler nützlich sein. Es gibt den Führer jetzt. »Adler, Otter, Orchideen« heißt er und geschrieben hat ihn Jörg Götting-Frosinski. Einer der sich auskennt also, denn der Mann ist im Landesumweltamt dafür zuständig, den Naturtourismus anzukurbeln.
»Brandenburg hat viel zu bieten: 352 Vogelarten wurden bisher nachgewiesen, 200 davon brüten regelmäßig hier«, schwärmt Umweltamtspräsident Matthias Freude im Vorwort. Bei den Zugvögeln greift Freude ein Beispiel heraus: »Mehr als 50 000 Kraniche an einem Ort - unvergesslich, nur in Brandenburg.« Dem Buch »Adler, Otter, Orchideen« ist zum Beispiel zu entnehmen, dass im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe der Biber seine Burgen im Weidendickicht am Flussufer baut. In Rühstädt klappern die Störche und im Rambower Moor sucht die Große Rohrdommel Nahrung; Besucherzentrum, Neuhausstr. 9 in Rühstädt, Tel.: (038 79 19) 980 22.
Der Naturpark Westhavelland ist bekannt für seine Kranichrastplätze. Ohne die 25 Jahre andauernden Bemühungen bei Buckow und Baitz würden heute vielleicht keine Großtrappen mehr in Deutschland leben. 100 Exemplare haben ihre Heimat im Naturpark Westhavelland; Besucherzentrum, Stremmestr. 10 in Milow, Tel.: (033 86) 21 12 27.
Der Stechlinsee im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land ist einer der klarsten Seen in Deutschland. Die Fischart Fontane-Maräne gibt es nur hier; Naturparkhaus, Kirchstr. 4 in Menz, Tel.: (03 30 82) 512 10.
Der Naturpark Uckermärkische Seen weist mit dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land die höchste Brutdichte der Fischadler in der Bundesrepublik auf; Besucherzentrum, Zehdenicker Str. 1 in Lychen, Tel.: (03 98 88) 645 30.
Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt der Parsteiner See, den mit eine Ausdehnung von 1100 Hektar kein anderer See in Brandenburg übertrifft. Neben den über 200 Seen gibt es im Biosphärenreservat noch etwa 2000 Moore; NABU-Informationszentrum Blumberger Mühle bei Angermünde, Blumberger Mühle 2, Tel.: (033 31) 260 40.
Der 10 500 Hektar große Nationalpark Unteres Odertal schließt sich an zwei polnische Landschaftsschutzgebiete von zusammen fast 37 000 Hektar an; Nationalparkhaus, Park 2 im Schwedter Ortsteil Criewen, Tel.: (033 32) 267 72 44.
Der Naturpark Barnim hat als Wappentier die vom Aussterben bedrohte Rotbauchunke; Besucherinformation, Wandlitzer Chaussee 55 in Bernau, Tel.: (033 38) 751 76 10.
Eine Besonderheit im Naturpark Märkische Schweiz sind die Kehlen, tief eingeschnittene Rinnen, entstanden durch abfließendes Schmelzwasser der Eiszeit und durch Erosion nach Abholzungen im Mittelalter; Besucherzentrum Schweizer Haus, Lindenstr. 33 in Buckow, Tel.: (03 34 33) 158 41.
Im Naturpark Schlaubetal blühen Orchideen. Auf einem 14 Kilometer langen Rundkurs kann man zu mehreren Mühlen wandern. Die Reicherskreuzer Heide ist von unschätzbarem Wert, weil sich unter ihr trinkbares Grundwasser bildet; Besucherinformation, Treppeln, Tel.: (03 36 73) 422.
Sehr abwechslungsreich ist der Gesang der selten gewordenen Heidelerche, die unter anderem in der Bugker Sahara im Naturpark Dahme-Heideseen anzutreffen ist. Die Heidelerche verwendet bis zu 100 unterschiedliche Strophen; Besucherzentrum, Arnold-Breithor-Str. 8 in Prieros, Tel.: (03 37 68) 96 90.
Neben der Libelle Grüne Mosaikjungfer und dem Käfer Eremit lebt im Biosphärenreservat Spreewald auch der Fischotter. Zum Schutz der Otter sorgen Gitter in den Reusen der Fischer dafür, dass sich die Tiere nicht verfangen und ertrinken; Haus für Mensch und Natur, Schulstr. 9 in Lübbenau, Tel.: (035 42) 892 10.
Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken entwickelt sich vor allem dadurch, dass Flora und Fauna aufgegebene Braunkohletagebaue zurückerobern; Heinz Sielmann Naturparkzentrum, Haus Nr. 1 in Wannichen, Tel.: (035 44) 55 77 55.
Im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft befindet sich das größte Streuobstgebiet Brandenburgs. Kernstück ist der Pomologische Schau- und Lehrgarten in Döllingen; Besucherzentrum, Markt 20 in Bad Liebenwerda, Tel.: (03 53 41) 61 50.
Ein Besuchermagnet im Naturpark Nuthe-Nieplitz ist die 800 Meter lange Wanderdüne auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West; Besucherinformation, Beelitzer Str. 24 in Dobbrikow, Tel.: (03 37 32) 506 10.
Mit weithin hörbarem Pupsen versetzen balzende Großtrappen auf den Belziger Landschaftswiesen im Naturpark Hoher Fläming die Weibchen und Ornithologen in Verzückung; Naturparkzentrum »Alte Brennerei«, Brennereiweg 45 in Raben, Tel.: (03 38 48) 600 04.

Jörg Götting-Frosinski: »Adler, Otter, Orchideen«, L&H-Verlag, 300 Seiten (Hardcover), 16.80 Euro
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