In Sachen Gauland unterwegs
Tomas Morgenstern findet die Effekthascherei des AfD-Vizechefs unanständig
Als Vorzeige-Konservativer der AfD ist Alexander Gauland ein vielbeschäftigter Mann. Immerhin hat der 75-Jährige nicht nur als deren Bundes-Vize so seine Verpflichtungen, er steht ja auch noch der Landtagsfraktion seiner brandenburgischen Parteigänger vor. Überdies strebt Gauland nun selbst einen Sitz in der Parlamentarischen Kontrollkommission des Landtages an. Weil zuvor ein AfD-Kandidat mit rechtslastiger Politkarriere wiederholt abgeblitzt war. Will die Partei dort beim Verfassungsschutz ein Wörtchen mitreden, kann ihr wohl einzig ihr großer Saubermann den Zutritt verschaffen.
Dass es dem wortgewaltigen Rhetoriker, der politischen Konkurrenten gern die Leviten liest, selbst schon jetzt aber nicht genügend Zeit und Energie für jede Plenarsitzung findet, dabei vor allem um das Interesse seiner Wähler geht, ist zu bezweifeln. Es geht ums Prinzip, um den großen Auftritt.
Nun also treibt es Alexander Gauland auf die ganz große Bühne. Er will die Chance ergreifen, 2017 in den Bundestag gewählt und dessen Alterspräsident zu werden. Es wäre für ihn die Krönung seiner politischen Laufbahn, die große Eröffnungsrede zu halten. Was für ein Triumph über all seine Kritiker aus alten gemeinsamen CDU-Tagen! Dass er dabei mit dem Gedanken spielt, sein Mandat in Potsdam zu behalten, zeugt von Selbstüberhebung. Der Mann ist einzig in Sachen Gauland unterwegs. Dazu benutzt er seine Wähler.
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