Unter der Fassade der Dinge
Vor 150 Jahren geboren: Wassily Kandinsky, ein Visionär der Moderne
Er war schon 30, als er 1896 nach München kam, um Malerei zu studieren. Aber binnen weniger Jahre wurde der Russe Wassily Kandinsky zum radikalen Erneuerer der Kunst. Sein Glaube an eine abstrakte Farben- und Formensprache kam aus seinen ungewöhnlich starken optischen Reaktionen. Er besaß ein absolut eidetisches Gedächtnis, konnte sich Form, Farbe und Ort eines jeden Gegenstandes vor Augen rufen und sie wie mit einer Laterna magica auf die wirkliche Welt projizieren. Er vermochte Farben zu »hören« und Klänge zu »sehen«. Und er war genauso wie van Gogh besessen vom Stilmittel der Personifikation, nämlich Nichtmenschlichem menschliche Gefühle zuzuschreiben. Als Emigrant in München und danach im Voralpenland, in Murnau, war er besonders empfänglich für die mystisch-romantischen Strömungen des Jugendstils, die sehr abstrahierten Formen der Art nouveau, und als Russe fühlte er sich auch der Tradition der Ikonenmalerei verpflichtet. Nimmt ma...
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