Der ewige Entertainer

Werner Riemann ist eine Institution am Berliner Ensemble. Er hat zwar nie die großen Hauptrollen gespielt, war Kleindarsteller und Regieassistent, leitet mit 82 Jahren aber noch Theaterführungen. Wie es nach dem Intendantenwechsel für ihn weitergeht, ist ungewiss. Von Christin Odoj

  • Christin Odoj
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Ein junger Mann, allerdings schon 22 Jahre alt, geht auf der Bühne dieses weltberühmten Theaters auf und ab. Er sagt nichts, läuft einmal zur Wand, fasst das kalte Gemäuer, pechschwarz gestrichen, an, läuft wieder zur Bühnenmitte zurück, guckt sich auf dem Weg dahin ein paar Mal um. Unten im Zuschauerraum sitzt die Prominenz des ostdeutschen - ja, des Welttheaters und beobachtet ihn genau: Brecht, Wekwerth, Busch. Werner Riemann geht ab, und wartet. Er wartet lange. Sein Freund, der sich auch für Brechts Inszenierung »Leben des Galilei« beworben hat, hält nicht so lange durch und verschwindet einfach, wahrscheinlich, weil er ahnte, dass Brecht ihm absagen wird. Am 25. Januar 1956 betritt Werner Riemann also das erste Mal in seinem Leben das BE, um sich als Kleindarsteller zu bewerben, geblieben ist er bis heute. Am Tag seines Vorsprechens hat er Geburtstag und bekommt dafür eine Schachtel Pralinen aus dem Sekretariat der Intendantin He...


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