Teilstationäre Pflege ab 2017 günstiger

Fragen & Antworten zur Pflege

  • Uwe Strachovsky
  • Lesedauer: 3 Min.

Manche Pflegebedürftige würden gern öfter unter Leute kommen und etwas Abwechslung im Alltag haben. Dafür kann der Besuch einer teilstationären Einrichtung durchaus geeignet sein, zumal dort auch die Pflege gesichert ist. Doch wie finanzierbar ist das ab 2017?

In der Tat ist der für die teilstationäre Pflege zu zahlende Eigenanteil für viele eine finanzielle Hürde. Dieser Eigenanteil ist an die Einrichtung für Unterkunft, Verpflegung und oft auch für sogenannte Investitionskosten zu entrichten. Die Pflegeversicherung übernimmt nur die Aufwendungen für die Pflege, für die soziale Betreuung sowie für die An- und Abreise.

Das bleibt zwar auch 2017 so, doch nach der zweite Stufe des Pflegestärkungsgesetzes werden die Zahlungen aufgestockt: So stehen beispielsweise im neuen Pflegegrad 2 monatlich 689 Euro für die teilstationäre Tages- und Nachtpflege zur Verfügung.

Diesen Pflegegrad bekommen all jene, die im Jahr 2016 die Pflegestufe 1 hatten, sowie jene mit der sogenannten Stufe 0 wegen eingeschränkter Alltagskompetenz. Für sie bedeutet das ab Januar 2017 ein Plus von 221 beziehungsweise 458 Euro monatlich.

Da zugleich das Pflegegeld um 72 bzw. um 193 Euro auf 316 Euro im Monat angehoben wurde, kann damit der Eigenanteil für die teilstationäre Pflege möglicherweise leichter bezahlt werden.

Mit der Umstellung von bisher drei Pflegestufen in fünf Pflegegrade gibt es auch Veränderungen in der Pflegebegutachtung. Was steckt hinter der neuen Regelung Module statt Zeitbedarf?

Ab 2017 wird auch die Begutachtung der Pflegebedürftigen komplett umgestellt. Bisher galt die Regelung: Es wird geprüft, in welchem Zeitumfang Hilfe bei der Grundpflege sowie im Haushalt benötigt wird. Kamen 90 Minuten Hilfebedarf pro Tag zusammen und entfielen davon mehr als die Hälfte auf die Grundpflege, gab es die Pflegestufe 1. Für die Pflegestufen 2 und 3 sowie für Härtefälle war ein höherer Zeitaufwand erforderlich. Zusätzlich gab es die sogenannte Pflegestufe 0 bei erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz etwa durch Demenz oder psychische Leiden.

Das alles entfällt ab 2017. Der Zeitumfang spielt zumindest bei der Begutachtung keine Rolle mehr. Dann geht es darum festzustellen, wie schwer die Beeinträchtigung der Selbstständigkeit oder die Fähigkeitsstörungen sind.

Einfach ist das Verfahren nicht: Zunächst hat der Gesetzgeber sechs »Module« festgelegt. Diese sind: Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, Selbstversorgung einschließlich der Körperpflege, der Nahrungsaufnahme sowie Ausscheidung, Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen und die Gestaltung des Alltagslebens.

Für jedes Modul gibt es verschiedene Merkmale. Das Modul 1 »Mobilität« hat fünf Merkmale: vom Positionswechsel im Bett bis zum Treppensteigen. Beim Modul 4 »Selbstversorgung« sind es 13 Merkmale. Alles in allem kommen bis zu 64 Merkmale zusammen.

Je nach dem Umfang der Beeinträchtigung gibt es für jedes Merkmal »begründete Punktwerte«: 0 Punkte bedeutet keine Beeinträchtigung, 4 Punkte gibt es bei umfassenden Beeinträchtigungen. Die Punkte jedes Moduls werden addiert und »gewichtet«.

Die Mobilität fließt beispielsweise mit zehn Prozent in die Endwertung ein, die Selbstversorgung mit 40 Prozent. Der Grad der Pflegebedürftigkeit richtet sich dann nach den Gesamtpunktwerten: Den Pflegegrad 1 erhält man, wenn beispielsweise der Gutachter von 12,5 bis unter 27 Punkte errechnet. Für den Pflegegrad 2 sind 27 bis unter 47,5 Punkte notwendig.

Dieses komplizierte Verfahren wird nun seit Januar 2017 angewendet. Wichtig ist allerdings der Hinweis: Für jene, die bereits 2016 pflegebedürftig waren. spielt es keine Rolle: Ihre Pflegestufen werden automatisch und ohne neue Begutachtung in die Pflegegrade übergeleitet. Denn es gilt der sogenannte Schutz des Besitzstandes, und zwar zeitlich unbegrenzt und bis zu einer neuen Begutachtung, zum Beispiel aufgrund einer Verschlechterung. Nach der Überleitung in einen Pflegegrad ist man dann tendenziell sogar besser gestellt.

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