BER fertig zu Ulbrichts Geburtstag

Das sei ein »starkes Stück«, eine Dreistigkeit von der Flughafengesellschaft FBB, einen Schallschutzfall vorzustellen, der nun endlich gelöst sei. Denn eigentlich hätte der Schallschutz bereits vor sechs Jahren fertig sein müssen, als die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld erstmals verschoben wurde. Das meinte der Abgeordnete Christoph Schulze (Freie Wähler) am Montag im BER-Sonderausschuss des Landtags.

Der Sonderausschuss befasste sich bereits in seiner vorhergehenden Sitzung mit konkreten Beispielen von Flughafenanwohnern und hörte dazu ausgewählte Betroffene an. Zum Abschluss dieser Anhörung kam dann am Montag noch die Situation der Familie Stichel dran, die für ihr Haus bereits am 18. März 2008 einen Antrag auf Schallschutzfenster gestellt hatte. Die Stichels verzichteten auf eine Klage, machten aber immer wieder Druck bei der FBB. Sonst wäre es wahrscheinlich nie etwas geworden, denkt der Abgeordnete Schulze.

Einen offiziellen Eröffnungstermin für den BER gibt es im Moment nicht. Doch das Datum 30. Juni 2018 steht im Raum. Das wäre zum Geburtstag von DDR-Staatschef Walter Ulbricht (1893-1973), bemerkte der Landtagsabgeordnete Schulze. Er witzelte, der Airport könnte ja statt wie beabsichtigt nach dem SPD-Politiker Willy Brandt nach dem SED-Politiker Walter Ulbricht benannt werden - nach dem Motto: »Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu bauen.«

Ralf Wagner, Leiter der FBB-Schallschutzabteilung, rechtfertigte den tausendfachen Verzug mit den Worten: »Es gibt keine Lösungen von der Stange.« Der Vertreter eines Ingenieurbüros sprang Wagner bei und erklärte, es gebe in Deutschland kein vergleichbares Schallschutzprojekt.

Die 750 Millionen Euro, die insgesamt für den Lärmschutz der Anwohner eingeplant sind, würden 70 000 pro Haus bedeuten, so hörte der Abgeordnete Schulze. Er fragte, warum die FBB nicht wenigstens bis zu dieser Summe kulant sei. 20 500 Anträge auf Schallschutz sind laut Wagner bei der FBB eingegangen, 18 400 seien inzwischen bearbeitet, sagte er.

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