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Pretzell kann sich nicht durchsetzen

Sein Kandidat verliert bei der AfD-Listenaufstellung in Nordrhein-Westfalen

  • Lesedauer: 2 Min.

Essen. Der nordrhein-westfälische AfD-Landesvorsitzende Marcus Pretzell hat erneut eine innerparteiliche Niederlage erlitten. Bei der Landeswahlversammlung am Samstag in Essen setzte sich der von ihm unterstützte Kandidat Kay Gottschalk nicht als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl durch. Die Delegierten wählten in einer Stichwahl ausgerechnet Pretzells Dauergegner, den Co-Vorsitzenden Martin Renner, auf Platz eins der Landesliste. Renner und Pretzell sind tief zerstritten. Vor vier Wochen hatte Pretzell bei einem Landesparteitag in Oberhausen noch versucht, Renner als Landessprecher, wie die beiden gleichberechtigten Landeschefs offiziell heißen, abzuwählen. Der Antrag erhielt jedoch nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit.

Pretzell ist der Ehemann der Bundesvorsitzenden Frauke Petry, die mit dem konservativen Flügel ihrer Partei im Clinch liegt. Renner wird diesem Flügel zugerechnet. Nach der Wahl des 62-Jährigen am Samstag demonstrierten er und Pretzell jedoch Einigkeit. Renner sprach von einer zurückliegenden »Phase des Streits«. Er erhielt in der Stichwahl 179 Stimmen und damit eine mehr als nötig. Für den Hamburger AfD-Politiker Gottschalk votierten 167 Delegierte. Als am Nachmittag beim ersten Wahlgang die Zahl der abgegebenen Stimmen die Zahl der registrierten Delegierten um vier überstieg, wurde die Versammlung zeitweise unterbrochen. Der NRW-Landesverband ist mit knapp 4600 Mitgliedern der mitgliederstärkste Landesverband. Bundesweit hat die Partei 27 000 Mitglieder.

Renner betonte in seiner Vorstellungsrede, dass er Gründungsmitglied der AfD sei und mittlerweile mehr als 100 Vorträge gehalten habe. Ansonsten sprach er von einer »sozialistischen Versiffung unserer Gesellschaft«. Schwarz-Rot-Grün seien die Farben, die die Gesellschaft zerstörten.

Draußen demonstrierten 500 Menschen gegen die Versammlung. Der Protest des Bündnisses »Essen stellt sich quer« stand unter dem Motto »Rassismus ist keine Alternative«. Die Polizei sprach von einer normalen Demonstration ohne besondere Vorkommnisse. Nach einer Standkundgebung am Morgen waren die Demonstranten durch eine Einkaufsstraße in die Innenstadt gezogen. In dem Bündnis sind Parteien, Gewerkschaften und Jugendorganisationen vertreten. Agenturen/nd

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