Kombiniererinnen hoffen auf Olympia

IOC-Präsident Thomas Bach sieht gute Chancen, dass auch die letzte Männerbastion im Wintersport fällt

  • Lars Becker, Lahti
  • Lesedauer: 3 Min.

IOC-Präsident Thomas Bach hat in diesen Tagen der Nordischen Ski-WM von Lahti das deutsche Team besucht. Dabei machte er Hoffnung auf noch mehr Gold bei Olympischen Spielen, als seine Landsleute in Finnland jetzt schon erringen konnten. »Wir hatten ein 30-minütiges Gespräch, bei dem auch Athleten dabei waren. Sehr spontan und sehr offen. Dabei ging es vor allem um die Frauen«, verriet Horst Hüttel, der im Deutschen Skiverband (DSV) für die Erfolgssparten Skispringen und Kombination verantwortliche Sportliche Leiter. »Das IOC fordert mehr Mixed-Wettbewerbe bei den Winterspielen - und auch die Nordische Kombination für die Mädels ist ein Thema.« Demnach haben das Mixed-Skispringen und die Nordische Kombination der Frauen Chancen, ins Olympiaprogramm der Winterspiele 2022 in Peking aufgenommen zu werden.

Das sind bei den derzeitigen Verhältnissen vor allem für die deutsche Mannschaft gute Nachrichten, denn bei der WM in Finnland hatte sie bis Freitagmittag fünfmal Gold und insgesamt zehn Medaillen im Skispringen und der Nordischen Kombination gewonnen.

Der Winterzweikampf ist die letzte Bastion der Männer, doch die wird in jedem Fall fallen. Die Führungsspitze des Internationalen Skiverbandes FIS hat einstimmig einen ambitionierten Plan gebilligt. »2019 gibt es erstmals eine Juniorenweltmeisterschaft für die Damen, 2020 stehen sie erstmals im Programm der Olympischen Jugendspiele, 2021 soll es die WM-Premiere in Oberstdorf geben und 2022 hoffen wir auf die Aufnahme ins Olympiaprogramm«, erklärte Hüttel.

Das Interesse junger Mädchen an der Kombination aus Skispringen und Skilanglauf ist groß. Beim Jugend-Cup der FIS starteten kürzlich 80 Talente aus 14 Nationen. »Wir fangen nicht bei Null an wie einstmals beim Skispringen der Frauen. Allein in Deutschland gibt es vor allem in Thüringen und Sachsen um die 50 junge Mädels, die Kombination betreiben. Für viele ist das attraktiver als nur Ski zu springen«, so Hüttel. So wäre beispielsweise Svenja Würth viel lieber Kombiniererin geworden, doch vor ein paar Jahren gab es die Möglichkeit noch nicht. Also konzentrierte sie sich aufs Skispringen und wurde in Lahti Mixed-Weltmeisterin.

Auch dieser attraktive Wettbewerb fehlt bislang noch im Olympiaprogramm: Bei den Spielen in Pyeongchang 2018 werden Carina Vogt als Premierenolympiasiegerin von 2014 und ihre Kolleginnen nur eine Medaillenchance im Einzelspringen haben. Die viermalige Weltmeisterin Vogt hat das im Gespräch mit Thomas Bach auch kritisiert: »Ich habe ihm gesagt, dass es schade ist, dass der Mixed-Teamwettbewerb nicht bei Olympia ist. Eigentlich war das Gespräch sehr positiv und ich hoffe, dass sich das jetzt in die richtige Richtung bewegt«, sagte Vogt.

Unterstützung für diese Pläne kommt auch von der deutschen Männermannschaft. »Die Schanze steht ja ohnehin. Der Mixed-Wettbewerb gibt auch Nationen die Chance zur Teilnahme an einem Teamspringen, die eben nur zwei konkurrenzfähige Männer und Frauen haben«, sagte etwa Bundestrainer Werner Schuster. Im Skispringen ebenfalls auf der Agenda steht ein reiner Teamwettbewerb für die Frauen. Ihr deutscher Cheftrainer Andreas Bauer hofft, dass der spätestens 2021 in Oberstdorf zumindest im Programm der Heim-WM erstmals auftauchen wird. Alle Wettkampfanlagen sind schließlich vorhanden.

Auch in der Kombination würden sich die männlichen Athleten auf weibliche Einflüsse in ihrem Sport freuen. »Warum sollen Frauen nicht Nordische Kombination machen? Wir brauchen mehr Nachwuchs im Wintersport und da wären gemeinsame Wettkämpfe mit den Frauen cool«, sagte Staffelweltmeister Eric Frenzel. Zumal sich damit vermutlich noch ein paar mehr Chancen auf Edelmetall für das deutsche Team eröffnen.

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