Poetik des Unterlassens

Thomas Brussigs großartiger Abgesang auf die falschen Erfüllungen: »Beste Absichten«

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Resultate zählen, sonst nichts: Quoten, Verkaufszahlen, Geld, Posten; der messbare Erfolg eben. Das ist unsere auf ausrechenbare Weise triste Realität. Wer seine Ziele realisiert, gewinnt einiges an Zählbarem, aber er verliert das Unzählbare: den Traum, das poetische Weltgefühl.

Poesie haben nur jene, die immer wieder die Chance verpassen, etwas aus ihrem Leben »zu machen«. Doch nur, wer solche Chancen verpasst, besitzt auch die Kraft, er selbst zu bleiben: etwas zu erwarten, das nie eintreten wird. Ein Verlierer, ein an den geltenden Maßstäben Gescheiterter zu sein, das heißt auch, sich der Welt, wie sie ist, nicht völlig auszuliefern, etwas in Reserve zu behalten, das unveräußerlich bleibt. Kann man denn mehr erreichen im uns nur kurze Zeit geborgten Leben?

Thomas Brussig (geboren 1964 in Berlin) hat beides erlebt: Erfolg und Misserfolg. Sein Romanerstling »Wasserfarben«, von dem manche sagen, es sei sein schönstes Buch, fi...


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