Davos - die Stadt der Zauberberge

Thomas Mann setzte dem Schweizer Ort in Graubünden ein literarisches Denkmal

  • Gabi Kotlenko
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.
»Castorps Geschichte ist die Geschichte einer Steigerung; ein simpler Held wird in der fieberhaften Hermetik des Zauberberges zu moralischen, geistigen und sinnlichen Abenteuern fähig gemacht, von denen er sich früher nie hätte träumen lassen.« So charakterisiert Thomas Mann seinen Haupthelden im Roman »Der Zauberberg«. Thomas Mann verewigte die Davoser Atmosphäre zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in seinem Buch. Drei Wochen will der Hamburger Hans Castorp in Davos bleiben, der Stadt im Graubündischen, der Schweizer Stadt der Zauberberge. Sieben Jahre sollten es schließlich werden. Castorp wollte eigentlich nur seinen lungenkranken Cousin Joachim Ziemßen besuchen.
Würde Hans Castorp heute Davos besuchen, versuchte er sicher ebenso, die Abreise hinauszuzögern solange es geht. Wenn auch aus gänzlich anderen Gründen. Die Sanatorien in der auf 1560 Meter Höhe angesiedelten und damit am höchsten gelegenen Stadt Europas wichen Hotels, seit die Tuberkulose medikamentös heilbar ist. Und die sind im Winter teilweise rappelvoll. Davos im Winter ist ein Märchen. Auf den berühmten Flachdächern liegt eine Haube aus Schnee. In den Gassen glitzert das Kopfsteinpflaster, als wäre es mit Glasur überzogen. Aus Kaminen steigen schnurgerade Rauchfahnen.

In vier Minuten dem Himmel ein Stück näher
D e n Zauberberg gibt es nicht wirklich. Er ist Manns Fantasie entsprungen. Doch Zauberberge hat Davos reichlich. Ein jeder - ob Skiläufer, Snowboarder oder Wanderer - kann sich seinen auswählen. Einer davon könnte aber durchaus der Geschichte um Hans Castorp entsprungen sein - die Schatzalp. Der Berg, der Mann inspirierte. ihm ein spätes Denkmal gesetzt. Das Jugendstilhaus ist das wohl am schönsten gelegene Hotel in - oder besser: über - der Stadt. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurde das Haus als Luxussanatorium erbaut. Mit der Davos-Schatzalp-Bahn, die einen herrlichen Ausblick auf den ganzen Ort bietet, ist man in vier Minuten dem Himmel ein Stück näher. Und es wird noch höher hinausgehen. Ein Baseler Architektenbüro plant den »Turm zu Davos«. Neben dem Hotel Schatzalp soll bald ein 105 Meter hohes Wohnhaus stehen. Noch fehlen wohl die Investoren. Für die Natur dort oben 300 Meter über Davos kann man die stille, aber sicher vergebliche Hoffnung hegen, dass das bleibt wie bisher ...
An die Tradition als Kurort für vor allem reiche Lungenkranke erinnert nur noch wenig. Bei Führungen durch das Hotel »Schatzalp« gibt es noch ein leichtes Gänsehautgefühl, wenn die Katakomben betreten werden. Da, wo heute der Versorgungsschacht für das Hotel verläuft, wurden einst diejenigen abtransportiert, die von ihrem Lungenleiden besiegt wurden.
Sport und Prominenz sind die Stichworte, die heute zuerst mit der fast 13 000 Einwohner zählenden Stadt in Verbindung gebracht werden. Es waren übrigens ein Deutscher und ein Holländer, die den Weltruf von Davos begründeten. Der Arzt Alexander Spengler, ein Kämpfer der 1848er Revolution, aus Deutschland geflüchtet und in der Schweiz Asyl findend, trug entscheidend dazu bei, dass aus dem kleinen Bergdorf im Landwassertal ein prosperierender Kurort wurde.

Bleibendes Denkmal für Alexander Spengler
Mit dem Spengler-Cup, den Eishockeymannschaften aus mehreren Ländern jeweils zum Jahreswechsel ausspielen, setzten ihm die Schweizer ein bleibendes Denkmal. Nachdem Spengler die heilende Wirkung des Höhenklimas auf Tuberkulosekranke entdeckt hatte, errichtete er zusammen mit dem Holländer Willem Jan Holsboer in Davos das erste Kurhaus. Holsboer kam 1867 nach Davos. Seine junge Frau war an Tuberkulose erkrankt. Sie starb, Holsboer blieb. Zusammen mit Spengler trieb er die Entwicklung des Ortes voran, baute 1872 die »Curanstalt W. J. Holsboer« und 1900 das Sanatorium Schatzalp.
Heute ist Davos neben seiner Weltbedeutung als Sport- und Kongressstadt auch stolz auf seine weltliterarische Existenz. Was unmittelbar nach Erscheinen des »Zauberbergs« bei Weitem nicht so war. Conrad Ferdinand Meyer, neben Jeremias Gotthelf und Gottfried Keller bedeutendster Schweizer Erzähler und Lyriker des 19. Jahrhunderts, entwirft hier 1861 seine Novelle »Das Amulett«. Robert Louis Stevenson bringt im Davoser Winter 1881/82 seine wohl berühmteste Abenteuergeschichte »Die Schatzinsel« zu Ende. Arthur Conan Doyle, Christian Morgenstern, Erich Maria Remarque und Hermann Hesse ließen sich vom besonderen Davoser Flair inspirieren. Der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner wohnte und malte hier viele Jahre. Das Kirchner-Museum in Davos genießt Weltruf.

Skivergnügen vom Feinsten
Ein großer Teil der heutigen Davos-Besucher sind Wintersportler. Parsenn, Jakobshorn, Rinerhorn und Pischa heißen ihre Zauberberge. Pischa ist inzwischen eines der größten Freeride-Gebiete der Schweiz - ein Paradies für Tiefschneefahrer - auf markierten und vor alpinen Gefahren weitgehend geschützten Pisten. Das benachbarte Parsenngebiet bietet Alpinskifahrern mit der legendären sechs Kilometer langen Parsennabfahrt Skivergnügen vom Feinsten. Auf 310 Pistenkilometer kann sich der Skiläufer im Skigebiet Davos-Klosters austoben. Im Tal erstreckt sich ein Loipennetz von 75 Kilometern. Das Rinerhorn ist als »Schlittelberg« bekannt. Die 3,5 Kilometer lange Bahn garantiert rasante Abfahrten ins Tal. Meinen Zauberberg habe ich schon vor Jahren entdeckt: Das Jakobshorn - die »Heimat« der Snowboardfans.
Berühmt ist Davos auch als Stadt des Eises - und nicht nur durch den Spengler-Cup. Die 18 000 Quadratmeter umfassende Natureisbahn ist die größte in Europa. Eine Kunsteisbahn und ein Eisstadion stehen Hockeyspielern, Eiskunst- und -schnellläufern und Curlingspielern zur Verfügung.
Hans Castorp würde seinen Zauberberg heute vielleicht in Davos-Monstein finden. »Last beerstop before heaven« - wirbt die höchstgelegene Brauerei Europas. In einem über 100 Jahre alten Gebäude in 1620 Metern Höhe wird Bierkultur gelebt.
Zwei Angestellte brauen hier seit dem Jahr 1999 den Gerstensaft - das Ganze sollte eigentlich nur ein Sommerspaß für ein Dorffest sein -, das inzwischen weit über die Grenzen von Davos hinaus bekannte Monsteiner Bier. Inzwischen, so Chef Andreas Aegerter, wird hier »Bierkultur« gelebt. »Die Bierkultur wurde nicht in Bayern erfunden, sondern hier bei uns«, meint er stolz. Bei Bierseminaren und Führungen gibt er gern sein Wissen preis.

Infos: Schweiz Tourismus, Postfach 16 07 54, 60070 Frankfurt. Telefon: 00800 100 200 30 (kostenfrei). Telefax 00800 100 200 31. E-Mail: info@myswitzerland.com sowie www.MySwitzerland.com.
Für gute Flugverbindungen steht die Swiss zur Verfügung: www.swiss.com
Davos Tourismus: Promenade 67, CH-7270 Davos. Tel.:0041(0)81 415 2121. Fax: 0041(0)81 415 2100. Internet: www.davos.ch. E-Mail: info@davos.ch.
Graubünden Ferien in Chur: www.graubuenden.ch
Brauerei in Davos Monstein: Tel.: 0041(0)81 420 3060. Fax: 0041(0)81 420 3061. Internet: www.biervision-monstein.ch. E-Mail: info@biervision-monstein.ch
Hotel Schatzalp...

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