»Fickt euch frei!«

Weil auf die sexuelle Befreiung der 68er-Bewegung nicht die sozialistische Revolution folgte, haben sich die Linken von den Thesen des Psychoanalytikers und Sozialwissenschaftlers Wilhelm Reich zum Verhältnis von Sexualunterdrückung und Politik abgewandt. Zu Unrecht

  • Carsten Prien
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

»Dies war die Botschaft, die sich Wilhelm Reichs Buch ›Die sexuelle Revolution‹ entnehmen ließ, und sie war kein Missverständnis: Fickt euch frei!« (»Die Zeit«, 27.12.1991)

In seiner unter dem Titel »Sexualität und Bindung im Spätkapitalismus« in der »Zeit« veröffentlichten Diagnose konstatiert der Psychoanalytiker Franz Oberlehner, die Onanie sei zur »Zentraleinheit einer ›sexuellen Demokratie‹« geworden, in der »partnerschaftliche Sexualität« ein marktförmiger »Tausch ›Orgasmus‹ gegen ›Orgasmus‹« ist. Wilhelm Reich gilt gemeinhin als geistiger Urheber dieser, orwellsch »sexuelle Revolution« genannten »Dissoziation des Sexuellen«. Dass dieser Art sexueller ›Befreiung‹ nicht, wie erhofft, die sozialistische Revolution folgte, gilt der Linken seither überdies als Beweis für die Falschheit der Reichschen Theorien über das Verhältnis von Sexualunterdrückung und Politik. Es geht hier um eine grundsätzliche Änderung im Erleben d...


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