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Pšosym nic, knež Baaske! Bitte nicht, Herr Baaske

Sorbenrat des Landtags wehrt sich gegen Mindestklassengröße in neuer Sorbenschulverordnung

Mindestens zwölf Jungen und Mädchen müssen sich für den niedersorbischen Unterricht interessieren. Ansonsten wird in Brandenburg künftig keine Klasse mehr gebildet. Zur Not sollen Kinder und Jugendliche aus drei verschiedenen Jahrgangsstufen miteinander lernen oder die Schüler müssen für die Sorbischstunden an eine andere Bildungsstätte pendeln.

So sieht es der umstrittene Entwurf einer neuen Sorbenschulverordnung vor. Die Landtagsabgeordnete Kathrin Dannenberg (LINKE) sagt, dass die Bestimmungen so nicht in Kraft treten sollten. Käme es aber doch dazu, dann wäre an den meisten Schulen in der Niederlausitz »kein sorbischer Unterricht mehr möglich«, heißt es in einer Onlinepetition an Bildungsminister Günter Baaske (SPD). 1124 Bürger haben sich bislang eingetragen. Es gibt noch viel mehr Unterschriften. Am Donnerstag sollen sie dem Bildungsausschuss des Landtags übergeben werden.

»Die Eltern sind bestürzt«, erzählt Kathleen Komolka. Sie hatte die Petition angeschoben und sprach am Dienstag im Sorben/Wendenrat des Parlaments, der sich erneut mit der Angelegenheit befasste. »Mein Herz bebt, wenn ich meine Tochter die Lieder meiner Großmutter singen höre«, sagte Komolka. Dies sei ein Schatz, der bewahrt werden müsse.

Am Rande der Ratssitzung wurden Postkarten verteilt. Sie zeigen als Motiv ein Ortsausgangsschild. Statt des Ortsnamens steht dort durchgestrichen »Schule/Šula« und als nächster Ort wieder »Schule« - Symbol dafür, dass zum Unterricht gependelt werden müsste. »Pšosym nic, knež Baaske!« steht darüber. (Bitte nicht, Herr Baaske!) Mit dem Bildungsausschuss und dem Sorbenrat muss sich Baaskes Ressort ins Benehmen setzen, bevor es die Verordnung erlässt. Auf deren Zustimmung angewiesen ist es aber nicht.

Das zwischenzeitlich beinahe schon ausgestorbene Niedersorbisch wird als Fremdsprache gelehrt und es gibt die zweisprachige Wissensvermittlung in verschiedenen Fächern. Zweisprachigen Unterricht gibt es nach Auskunft des Bildungsministeriums gegenwärtig an Grundschulen in Briesen, Burg, Jänschwalde, Sielow, Vetschau und Straupitz, außerdem am Niedersorbischen Gymnasium in Cottbus. Die Zahl der Teilnehmer schwankt an den Grundschulen im laufenden Schuljahr zwischen einem und 25 Kindern. In Jänschwalde kommen in der 1. bis 5. Klasse je 14 bis 21 Schüler zusammen. In Sielow wird die Zahl von zwölf Schülern in den Klassen 1 bis 4 knapp überschritten. In Burg sind es in der 3. Klasse 13 Kinder, in Straupitz in der 1. Klasse 25 Kinder. Ansonsten wird der Wert zwölf beim zweisprachigen Unterricht überall unterschritten, teils deutlich. Auch beim Fremdsprachenunterricht an 23 verschiedenen Bildungsstätten kommen selten zwölf Schüler zusammen.

Darum will sich der Sorbenratsvorsitzende Torsten Mak auf keine Zugeständnisse einlassen und keine Mindestzahl nennen, die eventuell akzeptabel wäre. In der Landesverfassung sei der Rechtsanspruch, die Sprache erlernen zu dürfen, festgeschrieben, erinnert Mak. Es dürfe keine Untergrenze geben.

Das Ministerium beschwichtigt nun, bei der Zahl zwölf werde es nicht bleiben. Doch das beruhigt die Sorben nicht. Wann und wie entschieden wird, bleibt offen. Im Moment wird für das kommende Schuljahr noch ohne Mindestgröße geplant.

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