Bundesanwaltschaft sucht Bombenleger

Anschlag vor Champions-League-Spiel in Dortmund: Festnahmen und Wohnungsdurchsuchungen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Rasch und gründlich laufen die Ermittlungen, um die Hintergründe des Attentats gegen die Spieler des Fußballklubs Borussia Dortmund (BVB). Als die Spieler sich am Dienstag gegen 19.15 Uhr auf den Weg zum Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco im Dortmunder Stadion machten, explodierten neben dem Mannschaftsbus drei Sprengkörper. Sie waren hinter einer Hecke versteckt. Man hat einen vierten verdächtigen Gegenstand entdeckt.

Durch die Detonation wurde das Fahrzeug schwer beschädigt. Der Spieler Marc Bartra sowie ein Polizist erlitten Verletzungen. Die Sprengsätze waren mit Metallstiften bestückt, teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwochnachmittag mit. Die oberste deutsche Strafverfolgungsbehörde hatte die Ermittlungen zu dem als Terrorfall eingestuften Anschlag noch in der Nacht übernommen. Zwei Verdächtige aus dem islamistischen Spektrum seien ins Visier gerückt, heißt es. Deren Wohnungen habe man durchsucht, einer sei vorläufig festgenommen. »Wir prüfen derzeit, ob wir einen Haftbefehl gegen ihn beantragen«, sagte eine Behördensprecherin.

Am Anschlagsort wurden drei textgleiche Bekennerschreiben gefunden. Darin wird unter anderem der Abzug der im Syrien-Krieg eingesetzten Bundeswehr-Tornados und die Schließung der US-Air-Base Ramstein gefordert.

Sowohl die Bekennerschreiben als auch die Forderung nach der Schließung von Ramstein sind nach bisherigen Erfahrungen eher untypisch für den Islamischen Staat (IS). Im Internet wurde auf der Seite linksunten.indymedia.org ein weiteres Bekennerschreiben veröffentlicht. Behauptet wird ein linksextremistischer Hintergrund des Anschlags, doch: »Nach einer ersten Bewertung bestehen erhebliche Zweifel an der Echtheit dieser Bekennung«, hieß es bei der Bundesanwaltschaft.

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich entsetzt über den Anschlag und sprach von einer »widerwärtigen Tat«. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) teilte mit, sie wolle das auf Mittwochabend verschobene Champions-League-Spiel besuchen. Wer dahin gehe, »kann sich sicher sein: Für die Sicherheit der Menschen in NRW wird alles Menschenmögliche getan«, sagte Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD).

Auch in München, wo das Spiel FC Bayern gegen Real Madrid angesetzt war, erhöhte man die Sicherheitsmaßnahmen. Für die kommenden Spiele der Bundesliga hat der Deutsche Fußballbund bislang keine Einschränkungen beschlossen.

Positiv zu vermerken ist: BVB- Abwehrspieler Bartra »hat die Operation gut überstanden«, sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball. Hervorzuheben ist auch, dass das Krisenmanagement im Stadion professionell ablief. Der Spielort konnte nach der Anschlagsnachricht zügig geräumt werden.

Seiten 5 und 19

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