50 Prozent würden die Grünen nicht vermissen

Pessimismus auch in der eigenen Anhängerschaft / NRW-Spitzenkandidatin Löhrmann macht »aggressive Stimmung« für Umfragetief mitverantwortlich

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Für die Grünen ist es ein ungemütlicher Politfrühling: Bundesweit hat die Partei in Umfragen deutlich Boden verloren, und auch in Nordrhein-Westfalen, wo noch im Mai abgestimmt wird, zeigt der Trend klar nach unten. Mit Werten von zuletzt nur noch sechs Prozent können sich die Grünen nicht einmal mehr über den Wiedereinzug in den Landtag sicher sein.

Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann hält eine aggressiver gewordene Grundstimmung in der Gesellschaft für eine Ursache des Umfrage-Tiefs. Der »Rheinischen Post« sagte sie, »wir erleben derzeit eine in Teilen aggressive gesellschaftliche Stimmung. Zu Beginn dieser Legislaturperiode gab es noch keinen Brexit, keine AfD und keinen Donald Trump. Es ist nicht mehr so einfach für die Grünen, mit ihren Themen durchzudringen.« Zudem habe es »in den letzten Wochen eine starke Polarisierung« im Wahlkampf gegeben - der Parteienwettkampf sei »zum Lagerwahlkampf geworden. Der Rechtsruck der Politik kommt nicht nur von der AfD. Auch die CDU und die FDP sind weiter nach rechts gerückt«, so Löhrmann.

Jüngste Umfragen an Rhein und Ruhr hatten sehr unterschiedliche Ergebnisse gebracht, die Prognosen sind also eher unsicher. So taxierte zum Beispiel Infratest CDU und SPD in dieser Woche gleichauf mit jeweils 34 Prozent - beim Institut YouGov lag die SPD von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hingegen neun Punkte vor der Union. Die Linkspartei, die lange Zeit auf Werte um die fünf Prozent blickte, stand zuletzt bei acht Prozent. Auch bei FDP und der Rechtsaußenpartei AfD gibt es größere Schwankungen.

Eine Ausnahme: die Grünen, die in NRW ziemlich stabil den Blick nach unten richten müssen. Wenn man einer Umfrage von Forsa glaubt, wo die Partei in der vergangenen Woche mit sechs Prozent auf ihren schlechtesten Wert seit 15 Jahren kam, würden 50 Prozent der Bundesbürger die Ökopartei nicht einmal vermissen, wenn es sie überhaupt nicht mehr gäbe - vor drei Jahren waren es nur 39 Prozent, heißt es in einer Vorabmeldung des »Stern«. 48 Prozent der Befragten dagegen würden es bedauern, wenn die Grünen nicht mehr existierten - im April 2014 waren es noch 59 Prozent.

Auch insgesamt scheint die Stimmung nicht besonders gut: Eine Mehrheit von 56 Prozent geht davon aus, dass die Grünen in Zukunft keine größere Rolle mehr spielen werden. Was besonders schmerzen dürfte: Das sehen auch 38 Prozent der eigenen Anhänger so.

Grund für die eher pessimistischen Aussichten ist dabei nicht einmal das fehlende Potenzial. Immerhin 34 Prozent der Bundesbürger könnten sich laut Forsa grundsätzlich vorstellen, bei einer der kommenden Wahlen grün zu wählen. Das entspricht einem Wählerpotenzial von immerhin 39 Prozent. nd

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