Wer war die reiche Witwe Griebenow?

Heimatforscher entdeckte Überraschendes zur Geschichte von Schloss Biesdorf

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.
»Verspielt - verrechnet - verkauft«: Licht in die Geschichte von Schloss Biesdorf in Marzahn-Hellersdorf hat nach zehnjähriger Forschungsarbeit der Heimatforscher Karl-Heinz Gärtner gebracht. Bislang war nur die 40-jährige Historie der Familie Siemens, die das Schloss am 17. Februar 1887 kaufte, von der Heimatgeschichte gut erforscht. Doch was vorher passierte, war lange Zeit unbekannt. In den Biesdorfer Chroniken war vermerkt, dass eine reiche Witwe Griebenow ihrem Schwiegersohn, dem Freiherrn von Rüxleben, das Geld für den Bau des Schlosses gab. »Der Adel hatte auch damals kein Geld«, so Gärtner. Frau Griebenow war die Mutter von Anna Pauline von Rüxleben, für die das Schloss 1868 gebaut wurde. Das Geschlecht derer von Rüxleben kommt aus Thüringen und dem Harz und ist dort schon im 12. Jahrhundert ansässig gewesen. Doch woher stammt die Witwe Griebenow und wie ist sie zu ihrem Geld gekommen? 1995 führte Gärtner sein Weg in den Spreewald, denn die Spuren wiesen nach Groß-Leuthen, wo Anna Pauline am 3. Mai 1850 geboren wurde, wie er herausgefunden hatte. In den Kirchenbüchern fand er den Hinweis, dass ihr Vater ein Christian Wilhelm Griebenow gewesen ist. »Damals sagte mir dieser Name nichts«, bekannte Gärtner. Doch im Bezirk Mitte stieß er auf die Griebenowstraße. Das brachte den Stein ins Rollen. Griebenow (1784-1865) war durch Grundstücksgeschäfte zu Geld gekommen. Er hatte Land billig gekauft, parzelliert und bebaut. Mit seiner Person verbunden ist der Bau der Kastanien- und der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg, die damals noch vor den Toren der Stadt lagen. Griebenow hatte seine erste Frau beerbt und so den Grundstock für seinen späteren Reichtum gelegt. Die Spurensuche führte Gärtner auch ins polnische Kolberg. In den Stadtarchiven wird Griebenow gemeinsam mit dem preußischen Militär Gneisenau genannt und ist als Verteidiger von Kolberg dort heute noch als Ehrenbürger verzeichnet. Zum 18. Geburtstag von Anna Pauline Griebenow ließ der Freiherr von Rüxleben mit dem Geld seiner Schwiegermutter das Schloss in Biesdorf bauen. Beide mussten heiraten, wie es damals die gute Sitte verlangte, denn Anna Pauline erwartete ihr erstes Kind. »Beide lebten glücklich, bis Rüxleben 1884 Haus und Hof verspielte«, weiß Gärtner weiter zu berichten. Dann verliert sich die Spur des Herrn von Rüxleben im Harz. »Wir wissen nur noch, dass er 1895 in Sondershausen verstorben ist.« Anna Pauline von Rüxleben hat noch lange in Friedrichsfelde gelebt und ist 1934 verstorben. Für das Schloss Biesdorf gibt es noch eine gut zweijährige Zwischengeschichte von 1884 bis 1887: »Es gab den so genannten Zuckerbaron von Biesdorf - Günther von Bültzingslöwen«, berichtet Karl-Heinz Gärtner. Daran schließt sich dann die Geschichte der Familie Siemens im Schloss Biesdorf an. »Eigentlich brauchte Siemens das Haus gar nicht«, erklärt Gärtner. Er hatte es als Sommersitz für seinen Sohn Georg Wilhelm gekauft.

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