Was wird aus Kohls Leiche?

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Der Juni ist ein schlimmer Monat für Menschen, die das Bewährte lieben und dem Neuen grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen. Gleich drei Nachrichten erschütterten ihre Gewissheit, dass die Entwicklung der Produktivkräfte aufzuhalten sei. Zu Beginn der Woche wurde bekannt, dass die vom Bundesverkehrsministerium eingesetzte Ethikkommission selbstfahrende Autos grundsätzlich befürwortet. »Die Einführung höherer automatisierter Fahrsysteme« könne »gesellschaftlich und ethisch geboten sein«, wenn dadurch der Straßenverkehr sicherer werde, heißt es in dem Beschluss. Anhand von Algorithmen würden diese Systeme Entscheidungen so treffen, dass der Verlust an Menschenleben minimiert werde. Das Restrisiko, dass dies in Unfallsituationen unter Umständen dazu führen könne, dass Menschen zu Schaden kommen, sei unvermeidlich und kein Grund, auf autonome Fahrzeuge zu verzichten.

Zu Beginn des Monats schreckte die Gourmets die Nachricht auf, dass ein bekannter Lebensmittelkonzern einer traditionsreichen Speisewürze, die einen Namen trägt, der dem der jüngsten Tochter von Homer Simpson ähnlich ist, eine neue Rezeptur verpassen will. Die schwarze Tunke solle, so der Lebensmittelkonzern, jetzt noch »gesünder« und noch »natürlicher« werden.

Noch schlimmer aber für alle, die vom Bewährten nicht lassen wollen, ist eine Nachricht, die vor Wochenfrist die Welt erschütterte. Helmut Kohl, den viele für unsterblich hielten, ist von uns gegangen. Tot, einfach nicht mehr am Leben. Auf Facebook schrieb jemand, erst jetzt wisse er gewiss, dass auch er sterblich sei. Der ehemalige Kanzler der Bundesrepublik Deutschland soll als erster Politiker überhaupt mit einem europäischen Staatsakt in Straßburg geehrt werden. Danach soll Kohls Leichnam mit dem Schiff über den Rhein nach Speyer gebracht werden. Das Ereignis ist für den 1. Juli angekündigt. Was bis dahin mit dem Leichnam Kohls geschieht, ist ungewiss. Eine deutsche Zeitung stellte sich vor wenigen Tagen die besorgte Frage, wie die Leich‘ frisch bleibt, angesichts der derzeitigen Hitzewelle in Oggersheim, dem Wohnort Kohls. Wir wissen es auch nicht, könnten uns aber vorstellen, dass eine Einbalsamierung mit erwähnter Speisewürze (alte Rezeptur!) ein probates Mittel sein könnte. Natürlich könnte das schiefgehen, aber ein Restrisiko muss man in Kauf nehmen. jam Foto: mauritius images/Zoonar GmbH/Alamy

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