Entscheidung über Bombardier

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Hennigsdorf. Beim Umbau des kanadischen Schienenfahrzeugherstellers Bombardier Transportation in Deutschland soll der Aufsichtsrat an diesem Donnerstag Pflöcke einschlagen. Das Management will dem Kontrollgremium in Hennigsdorf Eckpunkte für die Neuausrichtung vorlegen. Es dürfte ein Teil der bundesweit 8500 Stellen auf dem Spiel stehen. Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter hatten vereinbart, Lösungen für den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen zu suchen. Die größten Standorte sind neben Hennigsdorf Görlitz und Bautzen.

Im sächsischen Bautzen will Bombardier in den nächsten zwei Jahren 20 Millionen Euro investieren. Erst vor zwei Wochen legte dort der Deutschlandchef des Konzerns, Michael Fohrer, den Grundstein für eine neue Endmontagehalle. Er sieht Bautzen als »Taktgeber für die digitale Produktion im Unternehmen«. Der Standort mit 1000 Beschäftigten soll ein Kompetenzzentrum für die Serienfertigung von S- und U-Bahnen sowie Regional- und Fernverkehrszügen werden.

Wie viel vom ursprünglichen Konzept des Managements übrig bleibt, wird sich am Donnerstag zeigen. »Es sind noch viele Fragen offen und es wird bis zur letzten Minute verhandelt«, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD).

Fohrer hatte beispielsweise vorgeschlagen, in Hennigsdorf Züge zu entwickeln und nur noch Prototypen und Testfahrzeuge zu bauen. Dort arbeiten noch 2300 Beschäftigte. Die Serienfertigung würde demnach nach Bautzen gehen, Görlitz würde sich auf Aluminium-Wagenkästen spezialisieren. Der Görlitzer Betriebsrat warnte vor einem »Tod auf Raten« für das Werk mit 1900 Beschäftigten.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) erklärte, der Aufsichtsrat müsse beide sächsischen Standorte absichern. »Wir lassen uns nicht auseinandertreiben. Es geht um Görlitz und um Bautzen. Und es geht auch um Hennigsdorf.«

Bei Bombardier Transportation waren erst im vergangenen Jahr 1430 Arbeitsplätze in Deutschland weggefallen, darunter viele von Leiharbeitern. Die Zugsparte macht insgesamt zwar Gewinn, bleibt hierzulande aber hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Bombardier hat auch Standorte in Westdeutschland. Nach dem ursprünglichen Konzept des Vorstands soll Kassel zum weltweiten Produktionszentrum für Loks werden, entwickelt werden sie in Mannheim. In Braunschweig sollen weiter Signal- und Steuerungstechnik entstehen, in Siegen Drehgestelle. dpa/nd

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