Moskaus letzte Warnung
Klaus J. Herrmann über Russlands Reaktion auf Diplomatenrausschmiss
Die Forderung nach Ausreise von US-Diplomaten aus Russland ist nicht, wie verbreitet heruntergespielt wird, die unmittelbare Reaktion auf die von Washington mit Eifer betriebene Verschärfung der Sanktionen. Vielmehr nutzt Moskau die vielleicht nur kurze Frist zwischen Verabschiedung des Gesetzes im Kapitol und dessen Unterzeichnung im Weißen Haus, um ein letztes Warnsignal zu setzen.
Dabei bleibt Russland jedoch in der Folgerichtigkeit des Geschehens und nur eine seit dem Rausschmiss eigener Diplomaten im Dezember fällige Antwort nicht länger schuldig. Trotz erwiesener Zurückhaltung des Widersachers wollte oder konnte Washington in russophober Verblendung oder lähmender Hilflosigkeit die von Ex-Präsident Obama hinterlassene Konfrontation nicht beenden. Moskaus Reaktion war aufgeschoben, nicht aufgehoben. Gerade jetzt ließ sich damit noch Wirkung erzielen.
Mit dem Sanktionsgesetz wird der Schlagabtausch erbitterter, darin dürften solche diplomatischen Scharmützel etwas untergehen. Wenn gegen schamlos eigennützige US-Strafmaßnahmen schon engste Verbündete ungewohntes Widerwort wagen, ist vom Adressaten mehr zu erwarten. Die diplomatische ist die erste Antwort Moskaus und nur ein Anfang. Treten die Sanktionen in Kraft, geht es richtig - aufeinander - los.
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