»Söhne und Töchter von Völkermördern«

Erika Lederer hat eine Menschenrechtsgruppe in Argentinien angeregt, die sich den Verbrechen der Eltern stellt

  • Jürgen Vogt, Buenos Aires
  • Lesedauer: ca. 9.0 Min.

»Wir sind Söhne und Töchter von Völkermördern. Das muss mit diesen Worten und Begriffen gesagt werden.« Für Erika Lederer ist das wichtig. Sie ringt um die Präzision der Worte, der Begriffe und ihrer Bedeutungen. Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 war ihr Vater Geburtshelfer in einer geheimen Entbindungsstation. Mit einem Kopfschuss hatte er sich später seiner juristischen Verantwortung entzogen. Unter den Militärs gilt der Vater als Held, der den Befehl des Schweigens befolgte. »Rational kann ich mir sagen, dass ich mit seinen Verbrechen nichts zu tun habe. Aber ich trage es in mir, wie den Mythos von Sisyphos«, sagt die Tochter.

Anfang Mai herrschte in Argentinien Entsetzen über ein Urteil des Obersten Gerichts, das verurteilten Menschenrechtsverbrechern unter bestimmten Bedingungen Strafnachlass gewähren würde. »Es war, als würde das Rad zurückgedreht werden, und dabei wird platt gemacht, was in den ve...


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