Queen of Detroit

Personalie

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich hatte Aretha Franklin angekündigt, Ende dieses Jahres in den Ruhestand zu gehen. Das Konzert, mit dem sie Mitte Juli das »Detroit Music Weekend« eröffnete, sei ihr letztes in der Motorcity, hieß es. Doch dann gab sie der »Detroit Free Press« ein Interview. Sie wolle im Stadtzentrum einen Nachtclub eröffnen, sagte die mittlerweile 75-jährige Queen of Soul. »Von Zeit zu Zeit würde ich singen«, kündigte sie an, vor allem aber sollten da »besondere Künstler reinkommen, die bei den Leuten in Detroit beliebt sind - Detroits Lieblinge«.

Vielleicht könnte sich einer dieser Lieblinge der Stadt als eine neue Aretha Franklin entpuppen. Die Karriere der 18-fachen Grammy-Preisträgerin begann nämlich auch in der Stadt an den Großen Seen. Allerdings nicht in einem Club, sondern in der Kirche ihres Vaters Clarence LaVaughn Franklin. Der Baptistenprediger mit der »Millionen-Dollar-Stimme« war mit Bürgerrechtler Martin Luther King sowie Gospelsängerin Mahalia Jackson befreundet. Zu seinen Gottesdiensten kamen Soulsänger wie Sam Cooke.

Denn Detroit war damals nicht nur das industrielle Zentrum der USA, wo General Motors, Ford und Chrysler ihre Autos zusammenschrauben ließen. Mit Motown wurde 1959 auch eines der wichtigsten Labels der modernen Musikgeschichte geschaffen. 1967 schaffte Aretha Franklin mit »Respect« für Atlantic Records nicht nur einen Riesenhit. Ihre Version des Liedes von Otis Redding wurde sogar zu einer Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Ein Jahr später gelang ihr dasselbe noch mal mit »Think«.

Aus Detroit kam später düsterere Musik. Die Klänge, die DJs wie Juan Atkins und Derrick May in den 1980ern erzeugten, gelten nichtsdestotrotz als wegweisend für die Entstehung von Techno. Mit Franklins Club könnte ein positiverer Vibe zurückkommen. Der Stadt würde es gut tun. Sie hat in den letzten Jahrzehnten arg an der Deindustrialisierung gelitten. Lebten 1960, zum Beginn von Franklins Karriere, noch über 1,6 Millionen Menschen in der Stadt, so sind es jetzt nur noch knapp 700 000.

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