Endlich ruft wieder die Straße
Warum Robby doppelt so lange Pause in Atlanta machen musste, wie geplant
So hatte sich Robby das alles nicht vorgestellt. Schon seit fast einer Woche wollte er wieder unterwegs in Richtung New Orleans sein, doch noch immer hat er Atlanta nicht verlassen. Es waren Tage voller Höhen und Tiefen, voll von Euphorie und am Boden zerstört sein. Robby und seine Frau Bärbel, die mit ihm in Atlanta eintraf und ihn nun für einen Monat begleiten wird, werden die fast zwei Wochen bestimmt nicht so schnell vergessen.
Aber schön der Reihe nach. Alles begann bestens: Erst schloss er seine Frau in die Arme, dann feirten beide erst seinem 56. Geburtstag und dann gleich noch ihren 32. Hochzeitstag. Nur das Enkelkind ließ noch immer auf sich warten. Erst am 21. August kam die erlösende Nachricht, dass Mathilda Sue endlich in der Familie Clemens mitmischt, nun sind Robby und Bärbel nach drei Jungs endlich Großeltern eines Mädchens. »Alle sind gesund und munter«, erzählt Robby, »wir haben ein Mineralwasser nach dem anderen auf das Kind und all die anderen freudigen Ereignisse gekippt.«
Ein tolles Erlebnis für ihn war auch das Treffen mit Unternehmern in der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer und der Besuch bei der AGCO Corporation, einem Unternehmen, dass landwirtschaftliche Großmaschinen herstellt und in Robbys Heimatstadt Hohenmölsen eine Außenstelle hat. Von dort hatte er, wie bereits im letzten Blogeintrag geschrieben, ja einen Schlüssel für einen Schlepper mitgebracht, den er im Hauptwerk in Duluth übergeben sollte. Wie versprochen, steckte Robby den Schlüssel dort in einen baugleichen Schlepper, und der sprang auch sofort an. Ein Film für die Betriebschronik und die deutschen Kollegen wurde gedreht, und dann – so dachte Robby zumindest – sei für ihn der Auftrag erledigt. Doch es kam anders. Der Vicepräsident des Unternehmens, Josip Tomasevic, bat Robby, den Schlüssel, der ja nun schon den Nordpol gesehen und mit Robby Grönland durchwandert hat, wieder mitzunehmen und ihm auch noch den Südpol zu zeigen. »Und dann laden wir Dich herzlich ein, ihn uns zurückzubringen. Wir freuen uns schon alle sehr darauf, Dich wiederzusehen«, sagte er und versprach, Robbys (und des Schlüssels Weg) bis zum Südpol weiterzuverfolgen. Zunächst aber verbrachte er noch ein bisschen freie Zeit gemeinsam mit Robby und seiner Frau in Atlanta, zeigte beiden die schönsten und interessantesten Ecken seiner Stadt.
Einer der Hauptgründe aber, warum Robby in Atlanta eine Woche Pause einlegen wollte, war der Kauf eines Gebrauchtwagens, der ihn auf seinem weiteren Weg begleiten soll. Der Versuch entpuppte sich letztlich aber als eine ziemlich schwierige Kiste.
Robby und Bärbel haben sich zunächst ganz und gar planmäßig mehrere Fahrzeuge angeschaut und sich letztlich auch für eines entschieden. Doch als sie den Kauf abschließen wollten, fing der Ärger an. Um nämlich im Bundesstaat Georgia als Ausländer ein Fahrzeug kaufen zu können, braucht man – anders als in anderen Bundesstaaten - einen internationalen Führerschein. Das hatte vorher niemand gewusst und Robby hatte sich darum auch nicht bemüht, weil der zum Fahren in den USA wiederum nicht nötig ist. Mal ganz davon abgesehen, dass er ja ohnehin das Auto nicht fahren wird. So stand er auf einmal vor einem riesigen Problem: Kein internationaler Führerschein, kein Auto!
Zum Glück halfen ihm auch jetzt wieder seine neuen Freunde von AGCO, indem sie ihn mit der Beschaffung eines Leihwagens bis Housten unterstützen. Erst dort nämlich wird er seinen internationalen Führerschein bekommen. Weil: Es dauert, ehe die notwendigen bürokratischen Hürden genommen sind, und die kann er auch nur nehmen, weil er erneut Hilfe bekam und bekommt. Die AGCO-Leute stellten ihm einen Kontakt zum deutschen Generalkonsul in Atlanta (Georgia) her, der wiederum wandte sich an seinen Kollegen in Houston (Texas), bei dem Robby in gut vier Wochen, wenn er dort ankommt, die Unterschrift unter das Dokument setzen kann, das bis dahin (hoffentlich) aus dem für Robby in Deutschland zuständigen Landratsamt in Naumburg per Post in Houston eingetroffen ist, das schnelle Hilfe zugesagt hat. Robby hat bereits von allen benötigten Dokumenten Kopien nach Naumburg geschickt, fehlt nur noch ein Passbild, das sein Sohn persönlich dort abgeben will, damit der Führerschein auf die Reise in die USA gehen kann. »Dann«, so erzählt der Extremläufer, »werden wir endlich das Auto kaufen können.«
Drücken wir ihm dafür ganz fest die Daumen. Morgen aber geht es erst mal wieder auf die Piste – Robby zu Fuß, Bärbel am Steuer des Leihwagens. Ihr Ziel ist New Orleans, wo sie so um den 5. September eintreffen wollen. Bevor beide aber Atlanta verlassen, hat Robby aber heute Abend noch einen Termin beim Nachrichtensender CNN, wo er über seine Reise vom Nordpol zum Südpol erzählen wird.
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