Wolfskandidat

Personalie

Er fordert Obergrenzen für den Wolf. Das ist sein Thema. Mario Borchert aus Damelack, 46 Jahre alt, Unternehmensberater, Jäger, Gemeindevertreter der Feuerwehr und Familienvater. Er tritt bei der Bundestagswahl am 24. September als unabhängiger Direktkandidat im nordwestbrandenburgischen Bundestagswahlkreis 56 an. Seine Mitbewerber dort sind die Bundestagsabgeordneten Kirsten Tackmann (LINKE), Dagmar Ziegler (SPD) und Sebastian Steinicke (CDU). Gegen die hat er realistisch betrachtet keine Chance. Nur bei der Bundestagswahl 1949 hatten es drei Unabhängige ins Parlament geschafft. Danach ist es nie wieder einem Unabhängigen gelungen, einen Wahlkreis zu gewinnen.

Borchert weiß das und kandidiert trotzdem, um seinen Forderungen zum Umgang mit dem Wolf Aufmerksamkeit zu verschaffen. Natürlich hätte er auch versuchen können, den Ärztemangel auf dem Lande zu seinem Wahlkampfschlager zu machen. Das sei auch ein Problem und er würde im Bundestag auf eine Lösung dringen, verspricht Borchert. Das Thema Wolf griff der Jäger heraus, weil das Raubtier derart die Gemüter erhitze, »dass eine sachgerechte Bearbeitung dringend geboten ist«.

Bauern stehen Existenzängste aus, weil Wölfe immer wieder Schafe und Kälber reißen und es bei den Entschädigungszahlungen klemmt. Noch einmal ausrotten will Borchert den Wolf in Brandenburg keinesfalls. Seiner Ansicht nach müssen die Bestände aber reguliert werden. Dazu wäre das unter Schutz stehende Tier schon einmal ins Jagdrecht aufzunehmen, aktuell noch mit ganzjähriger Schonzeit. Parallel wäre durch Wildbiologen wissenschaftlich zu klären, ob und wo sich die Population inzwischen so entwickelt hat, dass der Wolf dort nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. Hier wären dann Exemplare zu entnehmen, das heißt: abzuschießen oder umzusiedeln. Forderungen, Wölfe sofort abzuknallen, hält Borchert für populistisch. Sie seien rechtlich nicht durchführbar, betont er. Der unabhängige Kandidat präsentiert sich als Stimme der Vernunft.

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