Als 17-Jähriger für den Bundestag nominiert

Floris Beer wird erst zwölf Tage vor der Wahl 18 und ist damit der jüngste Bewerber bundesweit

  • Rochus Görgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Blaues Hemd, rote Krawatte und grauer Anzug. »Parteiuniform«, sagt Floris Beer trocken. Der 17-Jährige ist am 24. September der jüngste Kandidat bei der Bundestagswahl. Erst zwölf Tage vor der Wahl wird er 18. Er ist Direktkandidat der Satiretruppe »Die Partei« im ostbrandenburgischen Wahlkreis 63.

»Wir sind keine Spaßpartei, wir sind eine Satirepartei«, betont Beer. »Wir kümmern uns um ernste Anliegen.« Satire ist nur das Mittel, mit dem Beer Wähler ansprechen will. »Viele sagen, Jugendliche interessieren sich nicht für Politik.« Doch das sei nicht richtig. »Die AfD und die FDP sind Spaßparteien«, meint Beer. Die eine, weil sie rechtspopulistisch sei. Die andere, weil sie sich nicht um die armen Leute kümmere. Punkt.

Das Programm der Partei, 2004 von Redakteuren des Satiremagazins »Titanic« gegründet, klingt skurril. Bierpreisbremse, Artenschutz für die Grünen oder die Kopplung der Diäten an die Hartz-IV-Sätze, heißt es dort. Zur Bekämpfung der Altersarmut könne das Flaschenpfand erhöht werden, sagt Beer angesichts vieler alter Menschen, die ihr Einkommen mit dem Sammeln von Altglas aufbessern. Und Kinderarmut könne durch Kinderarbeit bekämpft werden.

Doch mit Satire Wahlkampf zu machen, ist verzwickt. »Man trifft immer auch Leute, die die Satire nicht verstehen«, sagt Beer. »Und wir haben immer wieder Beschwerden von Leuten, die das ernst nehmen.« Darum gebe es auch Ausnahmen, etwa in der Abgrenzung von der AfD. »Die meisten AfD-Mitglieder verstehen keine Satire. Denen kann man mit Satire nicht sagen, dass sie in der falschen Partei sind.«

»Ich war schon immer politisch interessiert«, erzählt Beer. Früher sei er oft auf Demonstrationen der Grünen etwa gegen die Atomkraft gewesen, habe dann von der Satirepartei gelesen. Mit 16 lud er sich den Mitgliedsantrag aus dem Internet runter und unterschrieb. Später sei er zu einer Versammlung nach Potsdam gegangen. Dort habe man ihn ermutigt, den Kreisverband zu gründen. Weil sein Nachname das englische Wort für Bier sei, sei er aufgefallen. »Die fanden meinen Namen klasse.« Wenig später gründete er mit drei Freunden den Kreisverband. Überall hängen schon die Plakate der anderen Parteien. »Wir hatten Probleme mit der Druckerei«, räumt Beer ein. Doch noch rechtzeitig vor der Wahl sollen 250 Plakate aufgehängt werden, finanziert von Spendern. Für das einzige Großplakat gleich auf seinem Schulweg hat Beer 200 Euro aus der eigenen Tasche investiert.

Die Oma sei mächtig stolz auf ihn, sagt der Kandidat, der sich siegesgewiss gibt. »100 Prozent plus X« lautet das offizielle Wahlziel seiner Partei. Und wenn es nichts wird? Dann will er Abitur machen, ein Jahr ins Ausland und dann Psychologie studieren. Aber auch andere Kandidaturen, etwa als Bürgermeister, schließt Beer nicht aus. dpa

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