Langsam versickert der Globsowsee

Doch eine Sanierung des Gewässers würde rund 80 000 Euro kosten

  • Margot Schöning
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Lange war es ruhig um den idyllischen See von Altglobsow, der wie ein Gebirgssee anmutet und ganz im Norden Brandenburgs, in der Nähe von Fürstenberg liegt. Er erinnert an ein Werk von Walter Leistikow, der im 19. Jahrhundert solche Szenen malte. Nur wenige Häuser stehen direkt am Ufer. Die anderen Seeseiten säumen Schilf und Bäume. Dem Sprecher der Bürgerinitiative Globsowsee, Günter Richter, wuchsen immer mehr Sorgenfalten auf der Stirn, wenn er auf den See sah. Sein Schritte vom einstigen Seeufer bis zum Wasser wurden gewissermaßen immer länger. Auch Erhard Winkel mochte nicht mehr auf seinen Steg blicken. Er hatte ihn einst gebaut, um mit dem Kahn anzulegen. Jetzt steht der Steg auf dem Trockenen. Als sei ein Stöpsel gezogen worden, ging der Wasserspiegel seit 1996 um einen Meter zurück. Im letzten Jahr waren es allein 40 Zentimeter. Mit der Wasserqualität, die sich zwischenzeitlich verbessert hatte, ging es wieder bergab. Nach der EU-Baderichtlinie ist das Planschen und Schwimmen in Gewässern nicht mehr erlaubt, wenn die Sichtweite unter einem Meter liegt. All das küsste die Bürgerinitiative Globsowsee, die sich 1997 gründete und dann in einen Dornröschenschlaf gefallen war, wieder wach. Eine erste Sitzung besorgter Bürger fand statt. »Alle, die es angeht, müssen mit ins Boot«, meint Ingo Utesch, Bürgermeister der Großgemeinde Großwoltersdorf. Gekostet hat der See schon einiges. Aufwändig musste beispielsweise zum Ende des Zweiten Weltkriegs versenkte Munition entfernt, zum Teil auf dem See gesprengt werden. Zu klären ist die Frage, warum ein von Grundwasser gespeister See wie der Globsowsee mehr von seinem Nass als die anderen Brandenburger Seen verliert, bei denen ebenfalls ein Rückgang bis zu maximal 80 Zentimeter verzeichnet wurde. Nach Meinung von Professor Rainer Koschel wird sich der Negativtrend fortsetzen, wenn keine gravierenden Niederschläge das Grundwasser ansteigen lassen. Koschel leitet das Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Neuglobsow. Von 1977 bis 2006 fielen im Durchschnitt 80 Millimeter weniger Regen. Dadurch fehlen 80 Liter auf den Quadratmeter. Der Grundwasserspiegel ist durchschnittlich um zwei Meter abgesunken. Nach Angaben des Landesumweltamtes und des Deutschen Wetterdienstes stieg die mittlere Sommertemperatur in der Region von 1977 bis 2006 durchschnittlich um zwei Grad. Die Verdunstung der Wasseroberfläche und der Pflanzen nahm zu. Deshalb schlägt Professor Koschel vor, dem Globsowsee Biomasse zu entziehen. Mit chemischen Mitteln könnten die Nährstoffe gebunden werden. Sie würden auf den Seegrund sinken. Das kostet mindestens 80 000 Euro. Auch eine biologische Seesanierung sei möglich. Doch die würde wesentlich mehr Geld kosten. Kleine Schritte der Bürgerinitiative könnten ebenfalls hilfreich sein. Würde im Winter das Schilf abgemäht und an Land gelagert, könnten die abgestorbenen Halme nicht im See versinken. Günstig könnte sich ein stärkerer Besatz mit Raubfischen auswirken. Der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes, Tom Kirschey, der in der Gegend wohnt, erwärmt sich für ein Pilotprojekt, das die gesamte Altglobsower Seenkette im Landschaftsschutzgebiet bis hin zum Wentowsee mit einschließt und saniert. Er könne sich vorstellen, dass dafür möglicherweise Fördermittel von der EU zu bekommen sind. Der Globsowsee allein sei zu klein für ein solches Projekt. Kirschey schlägt vor überprüfen zu lassen, ob die in jüngster Zeit in Burow und Buchholz gebauten Wasserwerke Einfluss auf das Absinken des Globsower Seespiegels haben - obwohl Koschel dies verneint. Koschel zufolge lassen die Fließrichtung des Grundwassers u...

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