Zunächst wird im Märchenwald aufgeräumt

Für den Wiederaufbau von Schloss Dammsmühle liegt seit kurzem eine Baugenehmigung vor

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Mitten im Wald, zwischen Schönwalde (Barnim) und Summt (Oberhavel), dämmert seit rund 20 Jahren das Schloss Dammsmühle vor sich hin. In dieser Zeit ist der Verfall des märchenhaften Schlösschens am malerischen Mühlenteich, das seine endgültige Gestalt erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielt, weit fortgeschritten. Das Schloss mit dem charakteristischen Turm ist eine Ruine, die Außenanlagen sind demoliert und vermüllt.

Doch damit soll es bald vorbei sein. Schloss Dammsmühle soll wieder zu einem gastlichen Ort werden. Ein Haus, in dem Hochzeiten und Bälle gefeiert werden. Vorerst an Wochenenden und Feiertagen soll die Gastronomie für die Allgemeinheit öffnen. Hotelkapazitäten auch für Ausflügler und mit Blick auf den nahen Fernradweg Berlin-Kopenhagen will der Betreiber schrittweise erweitern.

»Noch im November wollen wir mit den Bauarbeiten beginnen«, sagt Gerd Matern, der Projektentwickler und »Bauherrenbevollmächtigte des Eigentümers« dem »nd«. Der Berliner Unternehmensberater ist der künftige Betreiber des Objekts. Im Februar 2016 hatte er beim Landkreis den Bauantrag gestellt. Nach einem wahren Behörden-Marathon hat er Mitte August endlich die Baugenehmigung für das Ensemble aus Schloss, Brunnenplatz und Schlossgarten erhalten.

»Wir haben uns damit leider um zwei Monate verspätet, vor allem, weil die Naturschutzbehörde überlastet war«, so Matern. »Nun müssen wir zusehen, dass wir noch vor dem Winter das Dach dicht kriegen, wenn wir im Spätsommer 2018 eröffnen wollen.« Es geht dabei um eine Teileröffnung, denn die Schlossanlage ist riesig. Bei Berücksichtigung des Ist-Zustandes scheint das Vorhaben dennoch mehr als sportlich. Aber Gerd Matern macht ordentlich Druck. Er weiß, dass das Projekt potente Neider hat. »Zwischenzeitlich hat es nachdrücklich vorgetragene Begehrlichkeiten von Großinvestoren an Dammsmühle gegeben«, sagt er. Die Eigentümerseite habe das abwehren können.

Wo im 16. Jahrhundert eine Mühle stand, hatte sich 1768 der Berliner Lederfabrikant Peter Friedrich Damm ein kleines Palais errichtet. Es war marode, als es Adolf Friedrich Wollank 1894 erwarb und als Herrensitz und Lustschloss ausbauen ließ. Es hat eine bizarre Geschichte hinter sich: von den Nazis für die SS »arisiert«, 1945 Lazarett und Gefechtsstand, danach Erholungsheim der Sowjetarmee, später unter anderem Schulungsobjekt und Gästehaus des MfS. Nach dem Ende der DDR war es kurzzeitig Hotel, Ausflugsrestaurant, sogar Filmkulisse und Ort von Open-Air-Events. Nachdem 1997 die Erben der von den Nazis vertriebenen letzten Eigentümer das Areal zurückerhalten hatten, scheiterte jeder weitere Neustart. Seit 2004 gehört die Anlage, so wird kolportiert, einem »öffentlichkeitsscheuen Arzt in Niedersachsen«.

Im Frühjahr waren erstmals nach Jahren rund um das verwunschene Schloss Bäume ausgeästet und Wildwuchs beseitigt worden. Jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. An der Schlossstraße, für die der Eigentümer noch mit der Gemeinde über die Verfügungsgewalt verhandelt, wurde bereits die Vegetation zurechtgestutzt. So wurde Platz für größere Fahrzeuge geschaffen. »Als erstes werden wir in den nächsten Wochen den illegalen Müll vom Wirtschaftshof abtransportieren, das sind an die 70 Tonnen«, so Matern. Im Schloss selbst muss Schutt beseitigt und entkernt werden. Der Denkmalschutz ist offenbar nicht zu streng, so scheint der bauliche Aufwand überschaubar - Gerd Matern spricht von Kosten im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Die Außenoptik mit Portalen und Turm ist zu erhalten, alle Holzfenster und Türen sind originalgetreu zu erneuern. Aber 95 Prozent der Einbauten sind »original DDR«, dazu zählen nicht nur erhaltenes Parkett oder Marmor. Das einstige Mansardendach hat in den 1960ern dem Obergeschoss weichen müssen, die Kegelbahn und der Wellnessbereich sind Anbauten von 1977. Der Ballsaal mit Blick auf den Schlosspark wird auf 120 Plätze erweitert, die Dachterrasse wird zu einer Lounge. Vorbildgetreu werden der Schlosspark wiederhergestellt, die Wege, der Brunnen, Rosenzucht, Obst- und Weinanbau. Läuft alles, soll das alte Schulungsgebäude in drei Jahren zum Hotel umgebaut werden.

Als Projektpartner wurde die Agentur »go2know« vertraglich gebunden, die ab Herbst mit Führungen und Fototouren auf dem Gelände für mehr Öffentlichkeit sorgt. Matern will, dass Dammsmühle mit starken Kultur- und Tourismusangeboten als Leuchtturmprojekt der Region anerkannt wird. Schon im Mai 2018 soll ein großes Fahrradfest rund um das Schloss steigen. Da geht es dann auch um Fördergeld für den Fahrradtourismus.

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