Angehörigenpflege hat hohen Stellenwert
78 Prozent der Brandenburger werden im eigenen Zuhause versorgt
Potsdam. Immer mehr Brandenburger beteiligen sich an der Pflege ihrer Angehörigen. Beruflich treten deshalb aber nur wenige kürzer. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. »Die häusliche Pflege hat im Land einen sehr hohen Stellenwert«, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Potsdam, Gabriel Hesse. Von den rund 112 000 pflegebedürftigen Brandenburgern würden 78 Prozent im eigenen Zuhause entweder von Angehörigen allein oder mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten versorgt. »Im Ländervergleich ist das ein Spitzenwert«, sagte der Sprecher. Fast die Hälfte der Pflegebedürftigen werde allein von Angehörigen, oft neben dem Beruf, versorgt.
Zu dem Ergebnis kommt auch der aktuelle Pflegereport der gesetzlichen Krankenkasse Barmer. Ein Grund für die häusliche Pflege ist demnach, dass in Brandenburg lediglich 26,9 Plätze pro 100 Pflegebedürftige in Pflegeeinrichtungen verfügbar sind. Ein weiterer Aspekt ist laut Hesse die demografische Entwicklung - Brandenburg werde eben immer älter. Beachtlich sei auch, dass sich Angehörige für die Pflege selten eine Auszeit von ihrem Beruf nähmen.
»Oft sind Angehörige wenig über die Möglichkeiten einer beruflichen Auszeit informiert«, sagte Birgitta Neumann vom Kompetenzzentrum Demenz für Brandenburg in Potsdam. »Die vorhandenen Anreize sind aber insbesondere hinsichtlich des Einkommens nicht so attraktiv, dass sie einen Anstieg begründen würden«, sagte Hesse.
Darüber klagen auch viele Angehörige, die sich in den 19 Pflegestützpunkten des Landes über Pflegemöglichkeiten für ihre Liebsten informieren. Etwa 1000 Menschen lassen sich pro Jahr beispielsweise im Pflegestützpunkt Herzberg (Elbe-Elster) beraten. »Das Thema Pflege in den eigenen vier Wänden wird gerade in ländlichen Räumen wie bei uns immer wichtiger«, berichtete Sozialberaterin Elisabeth David. Besonders häufig würden Fragen zur Mobilität oder erforderlichen Umbaumaßnahmen zu Hause gestellt. Auch die Möglichkeit einer beruflichen Auszeit interessiere viele.
»Gern in Anspruch wird die kurzzeitige Arbeitsunterbrechung genommen«, berichtete David. Dabei könnten Berufstätige bis zu zehn Tage bei vollem Gehalt pausieren, um die Pflege ihrer Angehörigen zu organisieren. Eine weitere Möglichkeit, sich um Angehörige zu kümmern, sei die Familienpflegezeit. Dann könne die Arbeitszeit bis zu zwei Jahre auf 20 Wochenstunden bei 75 Prozent des Gehalts reduziert werden. Die verlorene Zeit müsse danach aber entweder mit Gehaltseinbußen oder Nacharbeit ausgeglichen werden. dpa/nd
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