Vom »Leuchtturm« zum Skandalbau

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Düsseldorf. Es sollte ein architektonischer »Leuchtturm« für das Ruhrgebiet werden, wurde aber zum Skandalbau: das NRW-Landesarchiv in Düsseldorf gilt wie die Hamburger Elbphilharmonie als weiteres krasses Beispiel für behördliches Missmanagement bei großen Bauprojekten. Nun ist Anklage erhoben worden - sieben Jahre nach Beginn der Ermittlungen. Einer Sprecherin des Düsseldorfer Landgerichts zufolge wurde der damalige Chef des landeseigenen Baubetriebs BLB, Ferdinand Tiggemann, angeklagt wegen des Verdachts der schweren Untreue. Die Baukosten für das Archiv im Duisburger Innenhafen waren von ursprünglich geplanten 30 auf über 200 Millionen Euro angestiegen.

Der einst mächtige Ex-Boss des größten Landesbetriebs Nordrhein-Westfalens soll die Grundstücke für das Landesarchiv für knapp 30 Millionen Euro gekauft haben, obwohl sie laut Gutachten nur 21,8 Millionen Euro wert waren. Nachverhandlungen habe er nicht geführt und auf Rücktrittsrechte verzichtet. Damit habe er dem Land NRW einen Vermögensnachteil von 8,1 Millionen Euro beschert, führt die Anklage aus. Tiggemann sitzt bereits wegen Korruption bei anderen Bauprojekten in Untersuchungshaft.

Das Landgericht hatte ihn im Februar wegen Bestechlichkeit und Untreue zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. »Einer der bestbezahlten Funktionsträger des Landes Nordrhein-Westfalen hat sich federführend an einem kriminellen Komplott zu Lasten der Steuerzahler beteiligt«, hatte der Vorsitzende Richter Guido Noltze ausgeführt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Gegen den Baumager war bereits im Sommer eine weitere Anklage erhoben worden - im Zusammenhang mit dem Grundstückskauf »Kölner Domgärten«. Tiggemann und seine Verteidiger hatten mehrfach dessen Unschuld beteuert. Im Fall des Landesarchivs halten ihm die Ermittler allerdings zugute, dass er die Erwartung der Landesregierung erfüllen wollte, den Bau rechtzeitig zum Europäischen Kulturstadtjahr 2010 als »Leuchtturmprojekt« für das Ruhrgebiet fertiggestellt zu bekommen.

Die Kostenexplosion hatte mehrere Ursachen. So entpuppte sich die Statik des denkmalgeschützten Getreidespeichers im Duisburger Hafen als zu schwach für die Last von 148 Regalkilometern Archiv. Hinzu kamen Fehler bei der Planung der benötigten Regalfläche. Der Landesrechnungshof hatte später festgestellt, dass das Gebäude in nahezu jeder Hinsicht ungeeignet gewesen sei. dpa/nd Foto: dpa/Matthias Balk

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