Ein qualmender Berg stoppt Balis Boom

Der Vulkan Agung sorgte dafür, dass die Besucherzahlen um 40 Prozent zurückgingen

  • Mathias Peer, Denpasar
  • Lesedauer: 3 Min.

Weil der Vulkan bedrohlich brodelt, ist die Arbeit von Komang Carma deutlich ruhiger als sonst. Der junge Mann sitzt auf der indonesischen Ferieninsel Bali am Eingang einer berühmten hinduistischen Tempelanlage. Sein Job ist es, die freiwilligen Spenden der Besucher in einem Buch zu notieren. Noch vor anderthalb Monaten füllte er jeden Tag gut ein Dutzend eng beschriebene Seiten. Inzwischen wird bis zum späten Nachmittag nicht einmal eine einzige voll. »Früher kamen ganze Busladungen«, sagt er. Doch seit in den Nachrichten davon die Rede ist, dass der benachbarte Vulkan Agung jederzeit ausbrechen könnte, würden sich nur noch vereinzelt Touristen zum Tempel im Nordosten der Insel trauen. »Es ist hier sicher. Die Menschen haben trotzdem Angst.«

Die kleinen Läden rund um die Touristenattraktion, die sonst Snacks und Getränke an Urlauber verkaufen, sind wie ausgestorben. Nicht nur hier, wenige Kilometer neben dem Vulkan, laufen die Geschäfte schlecht. Auch im Süden, dem touristischen Zentrum Balis, sind aus Furcht vor dem Vulkan die Gästezahlen eingebrochen. Dass die Warnstufe nun von vier auf drei zurückgestuft wurde, dürfte etwas Erleichterung bringen. Ein Ausbruch ist aber nach wie vor möglich. Indonesiens Tourismusindustrie muss sich mit einer unbequemen Erkenntnis auseinandersetzen: Ein qualmender Berg reicht aus, um sie massiv zu stören.

Eigentlich hätte Indonesien für Urlauber reichlich Ausweichmöglichkeiten. Das südostasiatische Land erstreckt sich über 5000 Kilometer vom Indischen Ozean bis zum Südpazifik. Indonesien hat so viele Inseln, dass nicht einmal die Regierung genau weiß, wie viele. Offiziell registriert sind mehr als 13 000, wahrscheinlich sind es aber eher 17 000. Selbst wenn man jede nur für einen Tag besuchen würde, bräuchte man dafür fast ein halbes Jahrhundert. Doch von den rund zwölf Millionen ausländischen Besuchern, die 2016 nach Indonesien kamen, hatte mehr als jeder dritte eine einzige Insel als Ziel: Bali.

Bali steht für mehr als die Hälfte der Tourismusumsätze Indonesiens. Wenn die Geschäfte nicht laufen, ist das für das ganze Land ein Problem. In den Wochen, als Vulkan Agung am aktivsten war, gingen die Gästezahlen um 40 Prozent zurück. Von einem Schaden von 150 Millionen Dollar ist die Rede. Balis Gouverneur Made Mangku Pastika trägt deshalb mantraartig seine Kernbotschaft an die Öffentlichkeit: Bali sei nicht gefährlich. »Ich garantiere, dass es kein einziges Opfer geben wird«, versprach er auch, als die höchste Gefahrenstufe galt.

Auch die fehlenden Urlauber haben einen Anteil daran, dass sich Bali trotz Vulkansorgen derzeit ein wenig gemütlicher anfühlt als sonst. Denn der immense Erfolg der Insel als Touristenmagnet hat auch negative Seiten: Strände voller Müll, Überbebauung und ständiges Verkehrschaos. Auch deshalb versucht Indonesiens Regierung, ihr touristisches Angebot zu diversifizieren, und will unter dem Schlagwort »New Bali« zehn weitere Regionen zum Kassenschlager im Urlaubsgeschäft ausbauen.

Noch sind sie weit davon entfernt, Bali den Rang abzulaufen. Das zeigt Lombok: Die Nachbarinsel ist etwa so groß wie Bali und verfügt über mindestens ebenso schöne Strände. Die Zahl der Hotelzimmer liegt gerade einmal bei einem Zehntel.

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