Alles deutet auf Mord hin

Neue Erkenntnisse im Fall des 2005 in einer Polizeizelle verbrannten Oury Jalloh

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Oury Jalloh ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ermordet worden. Das zumindest geht aus Ermittlungsakten zum Fall des 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannten Asylbewerbers aus Sierra Leone hervor, die das ARD-Magazin »Monitor« (WDR) veröffentlichte. Demnach sei es wesentlich wahrscheinlicher, dass Jalloh durch Fremdeinwirkung starb, als dass er sich selbst in der Arrestzelle entzündet habe - anders als die Ermittlungsbehörden bislang annahmen. An der These der Selbstverbrennung hatte es schon früh nach Bekanntwerden des Todes von Jalloh Zweifel gegeben. Trotz der Erkenntnisse hat die Staatsanwaltschaft Halle die Ermittlungen im Oktober eingestellt. Mouctar Bah, ein Freund Jallohs und Vertreter der Initiative Oury Jalloh, sagte zu den neuen Erkenntnissen gegenüber »nd«: »Für uns ist das keine Überraschung. Bisher wurde die ganze Zeit versucht, alles im Fall zu vertuschen.«

In dem Gutachten kommen mehrere Sachverständige aus den Bereichen Brandschutz, Medizin und Chemie zu dem Schluss, dass sich der Zustand der Zelle und des Leichnams Jallohs nach dem Brand nur durch den Einsatz eines Brandbeschleunigers erklären lasse. Sogar der langjährige - nicht unumstrittene - Ermittler der Staatsanwaltschaft Dessau, der leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann, der bislang selbst an die Selbstanzündung glaubte, geht nun von einem begründeten Mordverdacht aus.

In einem Schreiben vom 12. Oktober hält die Staatsanwaltschaft Halle jedoch fest, dass es »keine ausreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Beteiligung Dritter an der Brandlegung« gebe. »Angesichts der neuen Erkenntnisse ist die drohende Einstellung des Verfahrens ein Skandal«, so die Anwältin der Familie Jalloh, Gabriele Heinecke, gegenüber »Monitor«. nd Seite 5

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