Vom Reiz der Selbstinszenierung

Wenn das »letzte Stündlein« geschlagen hat: über letzte Worte. Von Alfred Sobel

Johann Wolfgang von Goethe litt im März 1832 an einem fiebrigen Infekt, der sich schließlich zur Lungenentzündung entwickelte und den Greis ans Bett fesselte. Kurz darauf, am 22. März, starb der Dichter an einem Herzinfarkt. »Mehr Licht!« sollen nach Goethes Leibarzt Carl Vogel die letzten Worte des Dichterfürsten gewesen sein. »Mehr Licht« - waren das wirklich Goethes letzte Sterbenswörtchen?

Seit Jahrtausenden gelten in vielen Kulturen letzte Worte, die Menschen vor dem Tode äußern, als bewahrenswert, erscheinen sie doch als besonderes Vermächtnis der Verstorbenen. So werden Abschiedsworte großer Persönlichkeiten bis heute gesammelt, sorgsam gehütet und weitergegeben. Ob profund oder banal, bei vielen berühmten letzten Worten suchen Leser nach einem verborgenen, tieferen Sinn. Dass wir überhaupt so viele letzte Worte kennen, ist der Tradition früherer Zeiten zu verdanken, sich als Angehörige oder Freunde am Sterbebett eines Mens...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.