Brandenburg bleibt trockenen Fußes

Bislang keine Hochwassergefahr an den großen Flüssen - Land investiert weiter in Deichausbau und Polderflächen

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Hochwasser wie im Südwesten Deutschlands droht Brandenburg derzeit wohl nicht. Von Elbe, Oder und Spree kämen keine beunruhigenden Signale, und es sehe auch nicht danach aus, dass sich das so bald ändern würde, sagte der Sprecher des Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade, am Montag auf nd-Anfrage. Ein wenig anders stelle sich die Lage im Bereich der Stepenitz (Prignitz) dar, hier habe es kurzfristig die Alarmstufe drei gegeben. Doch inzwischen fielen die Pegelstände im Nordwesten wieder.

Schade verwies auf das vor Weihnachten durch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) eingeweihte neue Rückhaltebecken an der Stepenitz in Breese (Prignitz), das seine Bewährungsprobe bestanden habe. Problematisch werde es für die Prignitzregion, wenn der Wasserstand der Elbe so hoch sei, dass es in dem Nebenfluss zum Rückstau kommt. Beim Elbe-Hochwasser 2013 war die Stepenitz noch über die Ufer getreten. 2020 soll dort aber der Deichausbau an dem insgesamt 4,5 Kilometer langen Flussabschnitt fertig sein.

»Die Situation beim Wasser interessiert die Leute«, sagte Schade. Ob sich allerdings dank der Wetterentwicklung der vergangenen beiden Jahre der Wasserstand der Seen nach Zeiten der Wasserknappheit generell wieder erhöht habe, lasse sich nicht so einfach beantworten, erläuterte er. Das Bild sei nicht einheitlich. Neben Seen, die wieder einen akzeptablen Wasserstand erreicht hätten, seien bei anderen weiterhin »Verlandungstendenzen« sichtbar. Dies trete vor allem im Süden, im Bereich der Braunkohleförderung auf.

Hochwasserschutz hängt in der Lausitz vor allem auch an der Talsperre Spremberg. Hier würden die Schmelz- oder Abregnungsmengen aus dem »Spree-Delta« oder Tschechien ankommen, so der Sprecher. Die in der Region als Tagebaufolgelandschaft künstlich angelegte Lausitzer Seenkette ermögliche die Aufnahme großer Wassermassen.

Brandenburg stehen in diesem Jahr 40 Millionen Euro aus EU-, Bundes- und Landesprogrammen für Aus- und Neubau von Deichen und anderen Hochwasserschutzanlagen zur Verfügung. Weitere 2,2 Millionen Euro aus dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm von Bund und Ländern fließen für Machbarkeitsstudien, Berechnungen und Planungsaufgaben.

Das derzeit größtes Wasserschutzvorhaben Brandenburgs, die Erweiterung des ersten Abschnitts des Oder-Deiches in der Uckermark zwischen Friedrichsthal und Gartz wird an die 14 Millionen Euro kosten. Der bestehende Deich wird dort ab Januar auf 3,5 Kilometern Länge neu aufgebaut. Beginnend im Frühjahr wird an der Elbe in der Prignitz die Hochwasserschutzanlage am Lindendeich erneuert und verstärkt. Im Herbst starten laut Plan die Arbeiten an einem Abschnitt bei Hinzdorf.

Seit 1997 wurden in Brandenburg 267 Kilometer Deiche erweitert, neu gebaut oder rückverlegt. Dafür wurden fast 490 Millionen Euro investiert. 88 Hochwasserschutzbauwerke wie Deiche, Flutmauern und Schleusen entstanden für 146 Millionen Euro. Auch wurden 2700 Karten zur Darstellung der Hochwassergefahren und Risiken erarbeitet.

Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) verfolgt mit seinem Anti-Flut-Paket, das er im April 2017 vorgestellt hatte, das Ziel, den Flüssen mehr Raum zu geben. Dafür müssen Deiche weichen und rückverlegt werden, werden Äcker und Weiden zu Polderflächen umgestaltet, die bei Hochwasser geflutet werden, um die Flüsse zu entlasten und die Pegelstände entlang von Elbe, Oder, Havel und Schwarzer-Elster zu regulieren.

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