Menschen, die als »nichtdeutsch« gelesen werden, müssen seit Jahrzehnten mit Zuschreibungen wie »Ausländer« oder »Mensch mit Migrationshintergrund« leben. Die Gemeinten können den so vollzogenen Ausschlussmechanismus deutlich machen, indem sie diese Mentalität des Abgrenzens wiederum den »Kartoffeln« zuschreiben. Damit holen sie sich ein Stück Diskursmacht zurück. Dem Konzept »Kartoffel« steht etwa das Konzept »Kanake« gegenüber. Der Begriff ist aus dem Bedürfnis entstanden, ein Wort für den Zustand zu finden, dass man in einer Gesellschaft zwar zu Hause ist, Teile von dieser einen aber nicht anerkennen. Über den Begriff »Kanake« konnten sich diskriminierte Menschen eine ursprüngliche Beleidigung aneignen und diese nun als Selbstbezeichnung nutzen. Die »Kartoffel« ist dabei stets nur eine Konstruktion, aufgebaut auf schlechten Klischees über »Deutsche« und ihrer vermeintlichen Mentalität, zu der auch der regelmäßige Verzehr des Knollengewächses aus Südamerika gehört. Verwendungsbeispiel: »Diese Kartoffeln raffen's einfach nicht!« als Ausspruch, wenn eine Person wiederholt Mikroaggressionen ausgesetzt war und sich einem anderen Menschen mit ähnlichen Ausschlusserfahrungen gegenüber Luft machen will. Wer sich zum 100. Mal »Wo kommst du wirklich her?« oder »Du bist ja so exotisch!« anhören muss, bekommt den Eindruck, einem vermeintlich »Anderen« zugeordnet zu werden und nicht Teil des gesellschaftlichen »Wir« zu sein. san
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