Die Volksverdummung geht weiter

Prof. Dr. Franke zu Birgit Dressels Todesursache und zur Verdrängung der Folgen durch Sport und Staat

Zwei Jahrzehnte nach dem Tod der gedopten Spitzen-Leichtathletin Birgit Dressel äußert sich der Heidelberger Dopingexperte Prof. WERNER FRANKE im sid-Interview mit GERD HOLZBACH.

ND: Wie sehr stand der Tod von Birgit Dressel in Bezug zu Doping?
FRANKE: Das zum Tode führende Ereignis ist eindeutig durch eine Folge des Anabolikadopings ausgelöst worden. Das Auslöseereignis war ein äußerst schmerzhafter »Hartspann« in der Rückenmuskulatur bzw. in der Hüftregion. Dieser schmerzhafte Muskelhartspann ist als eine typische Verletzung im Zuge von Anabolikadoping bekannt.

Woher kamen die Dopingmittel?
Birgit Dressels Trainer und Lebensgefährte Thomas Kohlbacher, später weiter im Deutschen Leichtathletik-Verband tätig, hat gewusst, dass sie »seit etwa Beginn 1986« Anabolika genommen hat. Er sagte der Staatsanwaltschaft Mainz schon im Mai 1987: »Diese Substanz wurde von Prof. Dr. Klümper verordnet; dies erfolgte nach einem Rezept, auf dem sich nur der Substanzname, der Präparatname, befand.« Das ist ein auch von anderen deutschen Athleten bekanntes Schema.

Was hat der Sport aus dem Fall gelernt?
Nichts hat er gelernt, weder der deutsche Sport noch der deutsche Staat. Denn ebenso wie in der DDR wollten »die gemeinen Germanen«, wie Heinrich Heine sie nennt, Medaillen und Spitzensportförderung der staatlichen Stellen.

Welche Beispiele wären da noch zu nennen?
Ich erinnere nur an den DLV-Langsprinttrainer und Rechtsanwalt Jochen Spilker und sein auf die Anabolika Stromba und Anavar gegründetes »Hammer Modell«, das inzwischen ja ebenso durch staatsanwaltschaftliche Aufklärungen belegt ist wie das besonders perverse Dopingsystem des Kugelstoß- und Diskuswurftrainers Christian Gehrmann, das erst durch die Mainzer Pharmaziestudentin und Kugelstoßerin Petra Leidinger aufgedeckt und beendet wurde. So geht das weiter bis zum neuesten entdeckten Fall von der Vergabe von vermännlichenden Androgenen an minderjährige Mädchen durch den früheren DLV-Trainer des Jahres, Thomas Springstein, verurteilt erst 2006.

Was hätte der bundesdeutsche Sport demgegenüber lernen müssen?
Wahrheitsgemäße öffentliche Aufklärung der Tatsachen und der Jugend.

Ein solcher Fall Dressel könnte also immer wieder passieren?
Ja, natürlich. Siehe Springstein in Deutschland, siehe Conte in den USA oder den spanischen Radsportskandal um Dr. Fuentes, usw. Leider gilt nach wie vor: »The Games must go on!«, und der Drogendreck bleibt somit einfach liegen.

Was empfehlen Sie dem Spitzensportler von heute?
Nie abhängig werden! Immer auf zwei Beinen stehen: Berufsausbildung plus Leistungssport. Und immer locker mit ironischer Distanz. Gegen Doper habt ihr in den meisten Disziplinen ja sowieso keine Chance - also, habt wenigstens Spaß am Sport.

Welche Forderung haben Sie an die Funktionäre?
Sie sollten das Unkraut an den Gräbern der Opfer jäten. Bei Birgit Dressel, Ralf Reichenbach (EM-Zweiter im Kugelstoßen 1974, starb mit 47 Jahren, zuvor Doping-Geständnis) oder Christel Justen (Ex-Weltrekordlerin im Schwimmen 1974, starb mit 47, zuvor Doping-Geständnis).

Was ist von der geplanten Strafbarkeit des Besitzes von nicht geringen Dopingmittelmengen zu erwarten?
Nichts. Mit diesem Gesetz dürfte die Volksverdummung lediglich fortgeführt werden.ND: Wie sehr stand der Tod von Birgit Dressel in Bezug zu Doping?
FRANKE: Das zum Tode führende Ereignis ist eindeutig durch eine Folge des Anabolikadopings ausgelöst worden. Das Auslöseereignis war ein äußerst schmerzhafter »Hartspann« in der Rückenmuskulatur bzw. in der Hüftregion. Dieser schmerzhafte Muskelhartspann ist als eine typische Verletzung im Zuge von Anabolikadoping bekannt.

Woher kamen die Dopingmittel?
Birgit Dressels Trainer und Lebensgefährte Thomas Kohlbacher, später weiter im Deutschen Leichtathletik-Verband tätig, hat gewusst, dass sie »seit etwa Beginn 1986« Anabolika genommen hat. Er sagte der Staatsanwaltschaft Mainz schon im Mai 1987: »Diese Substanz wurde von Prof. Dr. Klümper verordnet; dies erfolgte nach einem Rezept, auf dem sich nur der Substanzname, der Präparatname, befand.« Das ist ein auch von anderen deutschen Athleten bekanntes Schema.

Was hat der Sport aus dem Fall gelernt?
Nichts hat er gelernt, weder der deutsche Sport noch der deutsche Staat. Denn ebenso wie in der DDR wollten »die gemeinen Germanen«, wie Heinrich Heine sie nennt, Medaillen und Spitzensportförderung der staatlichen Stellen.

Welche Beispiele wären da noch zu nennen?
Ich erinnere nur an den DLV-Langsprinttrainer und Rechtsanwalt Jochen Spilker und sein auf die Anabolika Stromba und Anavar gegründetes »Hammer Modell«, das inzwischen ja ebenso durch staatsanwaltschaftliche Aufklärungen belegt ist wie das besonders perverse Dopingsystem des Kugelstoß- und Diskuswurftrainers Christian Gehrmann, das erst durch die Mainzer Pharmaziestudentin und Kugelstoßerin Petra Leidinger aufgedeckt und beendet wurde. So geht das weiter bis zum neuesten entdeckten Fall von der Vergabe von vermännlichenden Androgenen an minderjährige Mädchen durch den früheren DLV-Trainer des Jahres, Thomas Springstein, verurteilt erst 2006.

Was hätte der bundesdeutsche Sport demgegenüber lernen müssen?
Wahrheitsgemäße öffentliche Aufklärung der Tatsachen und der Jugend.

Ein solcher Fall Dressel könnte also immer wieder passieren?
Ja, natürlich. Siehe Springstein in Deutschland, siehe Conte in den USA oder den spanischen Radsportskandal um Dr. Fuentes, usw. Leider gilt nach wie vor: »The Games must go on!«, und der Drogendreck bleibt somit einfach liegen.

Was empfehlen Sie dem Spitzensportler von heute?
Nie abhängig werden! Immer auf zwei Beinen stehen: Berufsausbildung plus Leistungssport. Und immer locker mit ironischer Distanz. Gegen Doper habt ihr in den meisten Disziplinen ja sowieso keine Chance - also, habt wenigstens Spaß am Sport.

Welche Forderung haben Sie an die Funktionäre?
Sie sollten das Unkraut an den Gräbern der Opfer jäten. Bei Birgit Dressel, Ralf Reichenbach (EM-Zweiter im Kugelstoßen 1974, starb mit 47 Jahren, zuvor Doping-Geständnis) oder Christel Justen (Ex-Weltrekordlerin im Schwimmen 1974, starb mit 47, zuvor Doping-Geständnis).

Was ist von der geplanten Strafbarkeit des Besitzes von nicht geringen Dopingmittelmengen zu erwarten?
Nichts. Mit diesem Gesetz dürfte die Volksverdummung lediglich fortgeführt werden.

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -