Oberförster sieht Wald ohne Bäume

Bürgerinitiative setzt sich für Neupflanzungen ein / 5000 Unterschriften fehlen noch

  • Margot Schöning
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Uwe Kittler, Sprecher der Bürgerinitiative Brandenburger Wald, und Hansjürgen Dünnbier, Oberforstmeister a.D., dreht es das Herz um, wenn sie den Lehrpfad der Oberförsterei Steinförde bei Fürstenberg betreten. Im Revier fällten schwere Maschinen Kiefern. Die Stämme sind abtransportiert. Der Rest gammelt vor sich hin. Die Rinde der Kiefern, die noch stehen, ist teilweise beschädigt. Holz ist sehr gefragt. Holz bringt inzwischen satte Gewinne. Darum wird der Wald »übernutzt«, wie Fachleute sagen. Dagegen wehrt sich die Bürgerinitiative seit einem guten halben Jahr. Uwe Kittler ist optimistisch. Es fehlen nur noch 5000 Unterschriften, damit der Landtag sich mit dem Problem beschäftigen muss. Kleine Erfolge verbucht Kittler auf dem Konto seiner Bürgerinitiative: Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) entschied inzwischen, dass die Zahl der Forstleute immerhin nur um 1100 reduziert werden soll. Ursprünglich vorgesehen war, 1600 Stellen zu streichen. Es bleibt fraglich, ob im Ministerium wirklich überlegt wurde, wie viele Forstbedienstete der Wald tatsächlich braucht. Es scheint, als seien die gestrichenen Summen nur in Forstmitarbeiter umgerechnet worden. Gemeinsam mit dem märkischen Waldbauernverband will die Bürgerinitiative dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Günter Baaske ihr Anliegen vortragen. Dieser bat um ein solches Gespräch. In einem Brief an Baaske heißt es: »Das wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenzial des Waldes kann durch nachhaltige Fortwirtschaft dauerhaft zur Entwicklung des Landes einen wichtigen Beitrag leisten. Um die Nachhaltigkeit sind wir besorgt.« Die Initiative sieht Defizite bei der Verjüngung des Waldes und sie fordert, die Gesetzeslücke zu schließen, die schachbrettartige Kahlschläge zulässt. »Spaziergänger fragen nicht danach, wem der Wald gehört, sondern wie er aussieht«, erzählt Dünnbier. Gegenwärtig könne sich der Wanderer auf vielen Wegen die Knochen brechen. Deshalb müsse die Obrigkeit die privaten Wälder inspizieren und Auflagen erteilen. Die Bürgerinitiative versteht sich als das »Gewissen der Forstwirtschaft«. Man möchte die verantwortlichen Politiker ermahnen, vernünftig mit dem Wald umzugehen. »Wir fühlen uns noch immer in der Verantwortung für unsere nächste Generation, ihnen einen Wald zu hinterlassen, wie wir ihn einst von unseren Vorfahren ererbten«, heißt es. Die deutsche Forstwirtschaft genoss einst Weltruf, erinnert Oberförster a.D. Peter Keibel. Doch »neumodische Emporkömmlinge und Schwätzer mit einer starken politischen Lobby negieren heute die Ergebnisse ganzer Forstgenerationen, die für wenig Geld, aber mit hohem persönlichen Einsatz uns die heutigen Wälder hinterlassen haben.« Hinzu kommt, dass der Klimawandel dazu führen wird, dass es ohne Sofortmaßnahmen in 20 Jahren keinen gesunden Baum mehr geben könnte. Jetzt setzt man auf Mischwald. Kaum ein junger Förster traue sich noch, die traditionelle märkische Kiefer anzupflanzen, erzählt ein alter Kollege. Doch gerade die Kiefer werde mit der drohenden Trockenheit besser klarkommen. Die Buchen dagegen, die man jetzt setze, werden in einigen Jahrzehnten eingehen, prophezeit er. Von mangelnder Nachhaltigkeit bei der Waldbewirtschaftung könne nicht die Rede sein, versichert dagegen der Sprecher des Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade. Das bestätige auch das PEFC-Gütesiegel, dass die Landesforstverwaltung am 10. Mai in Potsdam erneut »für nachhaltige Waldbewirtschaftung des Brandenburger Waldes« erhalten werde. Kontakt zur Bürgerinitiative: Uwe Kittler, Steiner...

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