Die einzige Sicherheit?
EU-Forscher wollen Tierversuche durch Alternativen ersetzen
Heute wird im italienischen Ispra ein Katalog mit Methoden zur Sicherheitsprüfung von chemischen Stoffen vorgestellt. Sie sollen Tierversuche künftig ersetzen. Ab 2013 sind solche Tests in der EU nur noch erlaubt, wenn es keine Alternativtests gibt.
Sieben verschiedene Kosmetikartikel hat der Ottonormalverbraucher am Körper, wenn er morgens die Wohnung verlässt - Cremes, Deo, Seife, Lidschatten und Haarspray. Damit sie nicht zu Allergien oder Verätzungen führen, werden die Bestandteile vor der Vermarktung auf ihre Wirkungen getestet. Wie bei Industriechemikalien und Pestiziden auch, meistens im Tierversuch. Diese Sicherheitsprüfungen gab es nicht immer. Etwa 10 000 ungetestete Chemikalien befinden sich derzeit auf dem europäischen Markt. Doch nicht nur in Pflanzenschutzmitteln oder Baustoffen, auch in Wickelunterlagen, Babyfläschchen und Spielzeug stecken gefährliche Chemikalien. Kinder und Babys sind davon besonders betroffen. Im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht essen, trinken und atmen sie mehr als Erwachsene. Laut einer Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wurden im Blut von Kindern 59 zum Teil Krebs erzeugende oder Gehirn und Nervensystem schädigende Substanzen gefunden. Stoffe auf ihre Ungefährlichkeit für Mensch und Umwelt zu testen, ist also bitter nötig. Deshalb beschloss die EU-Kommission Ende der 90er Jahre, die alte durch eine neue Chemikalienverordnung - REACH (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) - zu ersetzen. Erst im Dezember 2006 stimmte das EU-Parlament der umstrittenen Verordnung zu, im Juli tritt sie in Kraft. Unter REACH sollen 30 000 Chemikalien mit mehr als einer Tonne Produktionsvolumen registriert und getestet werden. Thomas Hartung, Leiter des Europäischen Zentrums für die Validierung von Alternativmethoden in Ispra (ECVAM), geht von einem zusätzlichen »Verbrauch« von 23 Millionen Tieren in den nächsten 20 Jahren aus. Schon jetzt werden jährlich elf Millionen Tierversuche durchgeführt. Um sie künftig Ausnahmen werden zu lassen, braucht man Alternativmethoden, wie etwa den Zellkulturtest. Von den neun in Ispra vorgestellten alternativen Testverfahren könnten es mindestens fünf in den zentralen Katalog der ECVAM schaffen. Erst dann werden sie an Kunden in der Chemie- und Pharmaindustrie weitergereicht. Dass bis 2009 bzw. 2013 genug Alternativmethoden zur Verfügung stehen bezweifelt Hartung allerdings: »Die Wissenschaft wird ...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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