Ankunft in der Weltpolitik

Klaus Joachim Herrmann über das Gipfeltreffen Trump-Putin

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Helsinki war – ungeachtet aller wütender Kritik vor allem in den USA an angeblich wohlfeilen Zugeständnissen – der Schauplatz einer Machtdemonstration. Klar, hier fuhren in ihren Panzerlimousinen zwei höchst selbstbewusste und auf ihre Wirkung bedachte Politiker vor. Es trafen sich mit Trump und Putin aber vor allem zwei Oberkommandierende, die über 90 Prozent aller Atomwaffen gebieten.

Die Erinnerung daran war keine Kraftmeierei, sondern Trumps Hinweis auf die Wirklichkeit. So unberechenbar und rüpelig der Mann aus Washington sonst daherkommt, hier wirkte er seriös und offenbarte strategisches Kalkül. Es geht wohl nicht ihm allein um eine Wende weg vom billigen Russenhass, wenn auch die Rückzugsgefechte erbittert geführt werden. Lieber Interessen abgleichen, bevor ganz andere Dinge geschehen könnten. Ohne Russland kann kein Konflikt befriedet werden – ohne die USA auch nicht. Nicht nur der seit 2014 unter Verweis auf Ukraine und Krim ins Abseits geratene und gedrängte Putin ist wieder da, auch Trump ist mit der Anerkennung dieser Wirklichkeit in der Weltpolitik angekommen.

Dort können nicht alle »first« sein. Europa wird seine Interessen gegenüber den atomaren Supermächten bestimmen und behaupten müssen. Deutschland hatte seine Chance auf ein besonderes Verhältnis mit beiden und ein besseres mit Russland. Jetzt muss es sich um Anschluss an eine Entwicklung bemühen, die es hätte bereiten können.

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