Es bleibt brandgefährlich

Waldbrände am Autobahndreieck Potsdam und bei Jüterbog entschärft - keine Entwarnung

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

»Die beiden Großbrände, sowohl am Autobahndreieck Potsdam als auch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Altes Lager bei Jüterbog, sind weitgehend unter Kontrolle, doch es gibt keinen Anlass zur Entwarnung«, erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Ingo Decker, am Freitag in Potsdam. »Das Feuer bei Fichtenwalde weitet sich derzeit nicht aus, und auch bei Jüterbog brennt es noch immer. Und die Lage kann sich jederzeit wieder ändern.«

Die Morgenmeldungen in den Rundfunknachrichten vom Freitag hatten hoffen lassen, dass das Schlimmste überstanden sein könnte. In der Nacht hatten die Einsatzkräfte der Feuerwehr den Großbrand auf einer Fläche von rund 50 Hektar in den Wäldern bei dem 2800 Einwohner zählenden Ortsteil Fichtenwalde der Stadt Beelitz (Potsdam-Mittelmark) weitgehend unter Kontrolle gebracht, Teile der Sperrungen im Bereich des Autobahndreiecks Potsdam - betroffen waren A9 und A10 - waren in der Nacht aufgehoben worden.

Aufatmen konnten auch jene 300 Einwohner von Fichtenwalde, die sich am Donnerstag auf eine Evakuierung ihrer Wohnhäuser vorbereiten mussten. Gegen 18 Uhr hatte das Feuer 800 Meter vor der Ortschaft gebrannt, wo der Europa-Radweg verläuft. »Dort haben wir eine Wasserfront aufgebaut, dort versucht man, das Feuer zu halten«, hatte Vize-Landrat Christian Stein (CDU) im rbb-Fernsehen erklärt. Gegen 21.30 Uhr gab er Entwarnung: »Die Gefahr ist erstmal gebannt.« Die Einsatzkräfte hätten die Flammen im Griff, es gebe keine Gefahr mehr, dass sie die Häuser erreichten.

Nach Angaben von Andrea Metzler, Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark, waren weiterhin 250 Feuerwehrleute und Rettungskräfte bei der Brandbekämpfung vor Ort. Löschmannschaften aus dem Havelland-Kreis, aus Potsdam und Brandenburg/Havel leisteten Hilfe, seit Freitag auch Kräfte aus Dahme-Spreewald. Die Polizei hatte einen Hubschrauber zur Lageerkundung und einen Wasserwerfer geschickt.

Wie der Waldbrandschutzbeauftragte des Landesbetriebs Forst, Raimund Engel, erklärte, war das Feuer am Donnerstagnachmittag aus unbekannter Ursache an der A9 entstanden. Anschließend habe es sich westlich vom Beelitzer Ortszentrum rasend schnell ausgebreitet. Nach Ausbruch des Brandes hatte das Innenministerium eine Koordinierungsgruppe im Krisenmanagementzentrum (KKM) eingerichtet.

»In dem Bereich, in dem am Vortag Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich explodiert ist, sind ein Löschpanzer und ein Hubschrauber der Bundeswehr, der 5000 Liter Wasser aufnehmen kann, im Einsatz«, sagte sie dem »nd«. »Da können wir keine Feuerwehrleute hineinschicken, ihre Sicherheit geht vor.«

Die Kreissprecherin teilte Freitagmittag mit, dass mit Ausnahme der A9 in Richtung Leipzig alle vorherigen Autobahnsperrungen im Bereich des Dreiecks Potsdam aufgehoben wurden. Die Vollsperrung ganzer Abschnitte auf der A9 und der A10 hatten zu kilometerlangen Staus geführt, die nach Ministeriumsangaben auf dem Berliner Ring (A10) auch bis zur A2 reichten, die Magdeburg mit Berlin verbindet. Am Abend hätten Helfer des THW Autoinsassen versorgt, die teils stundenlang im Stau steckten. Auch die Potsdamer Innenstadt sei am Abend dicht gewesen.

Radwanderer in der Region wies Sprecherin Metzler auf notwendige Sperrungen des Radfernwegs R1 hin, Ausweichrouten würden auf der Internetseite des Kreises angeboten.

Ebenfalls keine Entwarnung gab es bis Freitagmittag auch im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Jüterbog-West bei Altes Lager (Teltow-Fläming). Dort hatte das Feuer bis Freitag mehr als 160 Hektar Wald- und Heideflächen verbrannt. Nach Angaben der Kreisverwaltung kam ab Vormittag über dem munitionsbelasteten Areal ein Löschhubschrauber der Bundespolizei zum Einsatz. »Es flammt leider schon wieder tüchtig auf«, hatte zuvor Joachim Wasmansdorff, stellvertretender Bürgermeister und Ordnungsamtsleiter der Stadt Jüterbog, vom Ort des Geschehens berichtet. »Es ist nach wie vor sehr heiß, staubig und trocken. Es wird im Laufe des Vormittags erwartet, dass das Feuer weiter aufflammt.«

Das Feuer war am Donnerstagmorgen ausgebrochen und durch starke Winde immer wieder angefacht worden. Jüterbogs Bürgermeister Arne Raue hatte seinen Jahresurlaub abgebrochen und war an den Einsatzort geeilt. Bis Einbruch der Dunkelheit war an den Wegen gelöscht worden, wurden Waldränder und Brandstreifen fortlaufend benässt, um zu verhindern, dass das Feuer weitere Wege überspringt und immer neue Abschnitte erfasst.

Wegen der Trockenheit im ganzen Land herrscht die höchste Waldbrandwarnstufe. Für das Wochenende sind weiter hohe Temperaturen und Hitzegewitter vorausgesagt.

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