Prösterchen - im Sekt ist Gift

Peinlich: Jo Fabian inszeniert Schillers »Kabale und Liebe« am Staatstheater Cottbus

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Ist Klassendünkel heute passé? Würde der Millionärsbusche X die Getränkeverkäuferin Y heiraten? Und wenn, würde es da Ärger geben? Mit Sicherheit. Allein in der Hinsicht ist Schillers Trauerspiel »Kabale und Liebe« keineswegs altes Eisen. Allemal herrscht höhnisches Herabschauen auf die Prolls, die Masse der Saison- und Kurzarbeiter oder der Fremden.

Der Abstand zwischen Oben und Unten wächst. Die Töne werden schärfer, die Schikanen gegenüber Hartz-IV-Empfängern abgefeimter. Welche Frau heiratet noch so einen? Dünkel als eine Form des Klassenhasses herrscht allerorten, laut zu hören in Betrieben und Büros, in den Nachrichten, zu lesen in den Zeitungen, zu sehen auf der Straße. Wer über den Kapitalismus redet, darf über die Niedertracht der Besitzenden nicht schweigen. Und Niedertracht herrscht, wo ein Oben und ein Unten eisern waltet.

Solches Übel wohnt in »Kabale und Liebe«. Schiller attackiert darin die Macht der hohen Stände. Aristo...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.