Vom Gulag geprägt

Alexander Solschenizyn zum 100: In Russland gilt er als »Gewissen der Nation« und als »Vaterlandsverräter«

  • Karlheinz Kasper
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Zum 100. Geburtstag Alexander Solschenizyns will die Regierung in Russland für das »Gewissen der Nation« neue Denkmäler errichten, während weite Kreise, die den Untergang der Sowjetunion nicht verschmerzen können, Solschenizyn als »Lügner« und »Vaterlandsverräter« schmähen. Was aber bedeutet uns heute der Literaturnobelpreisträger von 1970?

Die Lebenserfahrung Solschenizyns, der in seiner Jugend für Lenins Ideen schwärmte, wurde vom Gulag geprägt. Im Februar 1945 wurde der Artilleriehauptmann in Ostpreußen verhaftet, weil er in Briefen an einen Schulfreund Stalin kritisiert hatte. Es war ein Glücksumstand, dass er in einen »Sonderknast« am Rande Moskaus kam, wo er von 1947 bis 1950 mit Lew Kopelew und anderen Wissenschaftlern am strategisch wichtigen Komplex der Phonoskopie forschte (davon handelt sein Roman »Im ersten Kreis«, in dem Solschenizyn unter dem Namen Gleb Nerschin agiert). Anschließend arbeitete er als Maurer im Lager ...


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