»Diese Angst, die hemmt alles«

Hildegard Welbers fiel es schwer, ihrem Sohn zu erzählen, dass sie HIV-positiv ist. Weil immer noch viele Menschen glauben, dass HIV nur Junkies und Schwule betrifft.

Vor dem Gespräch in Berlin muss Hildegard Welbers den Koffer ins Hotelzimmer bringen. Sie ist aus Lübeck angereist, wo sie sich im Vorstand der Aids-Hilfe engagiert. Für den kommenden Tag ist sie zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten eingeladen. Der Terminkalender ist voll, wie immer. Fünf Jahre haben Sie gebraucht, Ihrem Sohn von Ihrer HIV-Infektion zu erzählen. Warum war das so schwierig?

Weil es so ein Tabuthema ist. Es wird in die »Schmuddelecke« geschoben. Ich dachte immer: Es gehört sich nicht, als Mutter positiv zu sein. Mein Sohn hat es aber gut aufgefasst und gesagt, dass er hinter mir steht. Bei ganz vielen Menschen ist es anders. Sie denken: Ich bin nicht schwul, keine Prostituierte, kein Junkie - also geht mich das alles gar nichts an. Bis man sich da offen zu reden traut, muss man einen unheimlichen Hügel überwinden. Das ist anders, wenn man Krebs hat - was wirklich schlimm ist. Aber man kann es aussprechen. Da ha...


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