Versöhnung mit den Mongolen nach 766 Jahren

Ringen, Reiten und Bogenschießen bei einem Volksfest in Waßmannsdorf

  • Brit Beneke
  • Lesedauer: 2 Min.
Junge, mongolische Männer reiten in ein märkisches Dorf ein. Sie stecken die langen Fahnenstangen, an denen die Banner ihrer Stämme flattern, in den Boden. Unter den Bäumen schimmert das Weiß einer Jurte hervor. Es duftet nach Chuuschuurs - nach mongolischen Teigtaschen, gefüllt mit Hammelfleisch. Das ist kein Szenario aus dem Mittelalter, als die Heere Dschingis Khans in Europa einfielen. Vielmehr wird sich das am 23. Juni ab 14 Uhr in Waßmannsdorf bei Schönefeld ereignen. Die mongolische Botschaft und die Gemeinde Schönefeld laden ein zum mittlerweile 5. Deutsch-Mongolischen Volksfest. Schönefeld unterhält seit 1999 partnerschaftliche Beziehungen zu Bayangol, einem Stadtbezirk der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Von dort kommen die »Steppenmädchen«, ein Gesangs- und Tanzensemble der Mongolisch-Deutschen Oberschule, das in Waßmannsdorf traditionelle und moderne Lieder aufführen wird. »Als Höhepunkt der Veranstaltung tritt am Abend die Hamburger Band "ABBA Fever" auf«, sagt Bürgermeister Udo Haase. Den Abschluss bilde ein Feuerwerk. Der Eintritt ist frei. Ein Shuttle-Bus zwischen Bahnhof Schönefeld und Waßmannsdorf fährt von 14 bis 22 Uhr. Besucher können sich im Bogenschießen üben. Kinder dürfen auf Pferden reiten. Es wird auch gekämpft: Ringer aller Alters- und Gewichtsklassen treten gegeneinander an. Der Ringkampf ist die beliebteste Sportart der Mongolen und gehört neben Pferderennen und Bogenschießen zum traditionellen Naadam-Fest, das jährlich im Juli an drei Feiertagen in Ulan Bator begangen wird. Die Hauptsache bei der Feier sei die Völkerverständigung, erklärt Botschaftssekretär Tegshjargal. Diesem Anliegen wird in nahezu historischer Dimension entsprochen. »Wir erwarten einen Nachfahren der Ritter, die im Jahr 1241 gegen die Mongolen gekämpft haben«, kündigt Bürgermeister Haase an. Graf Rothkirch ist Angehöriger der »Vettern von Wahlstatt«. Dabei handelt es sich um einen Bund aus sechs Adelsfamilien, die die Schlacht bei Liegnitz im April 1241 überlebten. Bei diesem Gefecht wurde die deutsch-polnische Armee fast völlig aufgerieben. Die »Vettern von Wahlstatt« schworen sich von diesem Tag an ewigen Zusammenhalt. Sie veranstalten immer noch regelmäßige Treffen im Gedenken an die Schlacht. Nun kommt ein Graf Rothkirch im Sinne der Völkerverständigung mit den Mongolen zusammen. Nach 766 Jahren besteht die Chance auf Versöhnung.

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