Herr Kühne und das Grundgesetz

In der Beschäftigung mit der Verfassung ist ein Rentner in Berlin zum Fachmann und Ratgeber geworden

Manchmal stellt sich Herr Kühne vor, wie er zu Gast in einer großen Talkshow sitzt. Er und sechs Leute, die alle das Grundgesetz verteidigen. Wie er sie zunächst ihre Loblieder auf das Grundgesetz singen lässt, um ihnen dann, freundlich, aber bestimmt, zu widersprechen, und in reinster Sachlichkeit zu erklären, warum sie falsch liegen, warum das Grundgesetz eben nicht die Idealverfassung ist, als die es immer dargestellt wird.

Wahrscheinlich würden sie ihm nicht folgen können, aber davon würde er sich nicht abhalten lassen, denn: Er, Herr Kühne, Rentner, Jahrgang 1939 und damit zehn Jahre älter als das Grundgesetz, wäre dann endlich an einem Ort, der ihm und seinem Potenzial gebührt. Ein Verdienst für seine jahrelange Auseinandersetzung mit diesem Buch, dessen 70. Geburtstag in dieser Woche begangen wird.

Fragt man ihn, was er an diesem Tag, dem 23. Mai machen wird, dann zuckt er mit den Schultern. »Jar nüscht.« Kühne hat sic...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.