Poesie im Müll

Notizen aus Venedig

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

In der Ecke des Vaporetto-Wartehäuschens am Ospedale liegen einige leere Flaschen, Tetrapacks und Verpackungen. »Turisti!«, sagt eine ältere Venezianerin verächtlich zur anderen. Die Touristen werden in dieser Stadt reflexartig für alles Übel verantwortlich gemacht. Das hat schon etwas von einem Ritual. Immer mehr Hotels, Appartements und Restaurants eröffnen, wollen mit Besuchern gefüllt werden - aber Touristen sind hier die natürlichen Feinde.

Italien war immer schon ein Land für Reisende, Aussteiger auf Zeit in der südlichen Sonne. Der Arkadientraum gehört zu Italien - und Venedig liegt gleich hinter den Alpen, es ist das Tor zum Süden.

»Aber es sind einfach zu viele!«, bekomme ich zur Antwort, wenn ich frage, was Venedig denn ohne seine ungeliebten Gäste wäre. Mir scheint, eine nicht mal halb volle Geisterstadt voller mürrischer alter Leute. Längst sind die Flugzeuge von Venedig nach Berlin regelmäßig bis auf den letzten Platz bese...


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