Der unbequeme Meistersessel

Die Jubiläumsausstellung des Bauhaus-Archivs stellt in der Berlinischen Galerie ausgewählte Ikonen der Kunstschule vor

Eine modisch gekleidete Frau sitzt lässig in einem Marcel-Breuer-Stahlrohrsessel. Wir erkennen sie aber nicht. Eine Maske von Oskar Schlemmer verhüllt ihr Gesicht. Über dieses so werbewirksame Foto aus dem Jahre 1926 ist viel gerätselt worden. Wer ist die wohl berühmteste Unbekannte des Bauhauses? Das Foto ist doch mehr als nur ein Werbegag, es mag eine bewusste Strategie, aber vielleicht auch ein ironisches Zitat sein. Denn Breuers »Wassily-Sessel« aus Stahlrohr und Gurten sind ja nun nicht gerade bequem. Zwar ändern sich Möbelstile, doch der menschliche Körper nicht. Die Sitzmaschine (und das mag vielleicht eine recht eigenwillige Auslegung sein!) musste sozusagen mit Argumenten ausgepolstert werden, damit sich jemand hineinsetzte. So locker sich die Frau auch zu verhalten sucht - Schönheit muss eben Pein leiden.

Dieses Foto - wie und warum könnte es entstanden sein? - stellt eines der Fallbeispiele dar, die das Bauhaus-Archiv i...


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